Berichte/Features
Woche 41 / 10.10.-16.10.05 - Woche 44 / 31.10.-6.11.05
Ist Hinhören schon Komposition? Versuch über die Kunst der Wahrnehmung
Ein (radiophoner) Essay über die Ästhetik des Hinhörens von Uli
Aumüller
Wie klingt ein Kirschbaum? Das Summen der Wespen, die sich Stücke aus den reifen Früchten herausbeißen. Der Wind, der in
die Äste greift, der sogar die zwitschernden Vögel übertönt. Entfernt aus dem Tal das Dröhnen eines Zuges, und manchmal
das dunkle Pfeifen des nahen Fichtenwaldes.
Und wie klingt ein Bach? Aus 5 Meter Entfernung, aus einem halbem Meter oder nur einem Zentimeter?
Wie klingt ein Sommergewitter, zirpende Grillen, die Wellen die Wellen des Meeres, das Konzert der Vögel frühmorgens im Mai?
Und was hören wir, wenn wir diesen Geräuschen wirklich zuhören? Geistloses akustisches Material, das erst noch geformt und
gestaltet werden muss, oder enthalten die Geräusche, die uns alltäglich umgeben, bereits alle Schönheiten und Strukturen,
die einer nachträglichen kompositorischen Veredelung nicht bedürfen. Oder liegt es an der Art des Hörens, den Assoziationen
des Hörenden, dass ein rauschender Kirschbaum, ein plätschernder Bach schon wie Musik klingt in seinen Ohren?
Manuskript zur Sendung als pdf-Dokument.
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