Konzerte/Mitschnitte
Woche 14 - 18 / 2.4. - 6.5.07
KONZERTE
Lutz Glandien - Bernfried E.G. Pröve - Detlef Heusinger - Johannes Kalitzke
1. Lutz Glandien: cut. / 1988 / 11:47
Tonbandkomposition
2. Lutz Glandien: es lebe / 1988 / 12:23
für Tuba solo und Tonband
3. Lutz Glandien: weiter so / 1989 / 14:00
für Streichquintett und Tonband
4. Bernfried E.G. Pröve: Alliages Metaboles / 1995 / 11:39
für vier Instrumente und Elektronik
5. Bernfried E.G. Pröve: Es-Trace II / 1994/98 / 7:07
für zwei Flöten und Elektronik
6. Bernfried E.G. Pröve: Dies Transfiguration / 1996-97 / 5:01
für Posaune und Tonband
7. Detlef Heusinger: Turm-Stücke / 1988/91 / 23:55
für Orchester und Live-Elektronik
8. Johannes Kalitzke: Das Labyrinth der Lieder für Vokalquintett, Orchester und
Computerklänge / 1987 / 26:39
Lutz Glandien
Er studierte bei Wolfram Heicking und Georg Katzer und wirkte während dieser Zeit bei der
Dresdner Gruppe "Schicht" - einem der profiliertesten Liedertheater - als Komponist,
Musiker und Akteur mit. Sein Anspruch, dass Musik eine in ihrem Wesen kommunikative Kunst
ist, die möglichst oft gehört werden sollte, über die man nachdenken und sprechen
kann, resultiert aus dieser Zeit. Die Werke markieren wesentliche Entwicklungen im kompositorischen
Schaffen von Lutz Glandien bis zum Herbst 1989. Es sind Beispiele einer musikalischen
Sprachfindung, die in besonderem Maße von den M&oumLglichkeiten und Grenzen des Lebens und
Studierens, der musikalischen Erfahrungen und ästhetischen wie auch ideologischen
Auseinandersetzungen in der DDR geprägt wurde. Es ist eine merkwürdige Einsicht im
Rückblick auf dieses an sich selbst zerbrochene Land, dass, verglichen etwa mit dem
ehemaligen Westdeutschland, mit der Schweiz oder Österreich, diese sozialen Bedingungen so
deutliche Spuren in der Eigenart einer Musik hinterlassen haben. Zugleich aber stehen die
hier zusammengestellten Kompositionen, unabhängig von ihrer stilistischen Verschiedenheit,
nur fuer die eine ästhetische Absicht, die Lutz Glandien für sein eigenes Schaffen als
fragwuerdig empfindet: fuer die anonyme, sich auf niemanden beziehende Musik als Kunstwerk im
traditionellen Sinne, das in den sich selbst genügenden Regelkreisen des Neue-Musik-Konzertbetriebs
meist nur einmal ausgeführt wird und danach im Fundus der Musikgeschichte versinkt.
Bernfried E.G. Pröve
Bernfried E. G. Pröve, geboren am 06.01.1963 in Braunschweig. 1982-85 Kompositions-,
Schulmusikstudium mit Hauptfach Orgel an der Hochschule der Künste Berlin, u.a. bei Prof. I.
Yun und Prof. R. Heinemann. 1985-91 Kompositions- und Musiktheorieaufbaustudium an der
Hochschule für Musik Freiburg, Komposition bei Prof. K. Huber, Elektronische Musik bei Prof.
M. Maiguasca, Dirigiert bei Prof. F. Travis, Klavier bei Prof. J. Avery und Musiktheorie bei
Prof. P. Förtig. Teilnahme an Kompositionskursen bei F. Donatoni, B. Ferneyhough, T. Murail,
G. Ligeti.
1989 "Composer in residence" an der Hamburger Staatsoper, gleichzeitig Tätigkeit als
Korrepetitor. 1991-93 folgten Lehraufträge sowie ein Studium der Film- und Medienkunde
sowie Filmmusik an der Filmakademie Ludwigsburg. Nach dem Diplom 1994, Dirigierstudium bei Peter
Eötvös am Internationalen Eötvös-Institut sowie Dirigat beim Klangforum Wien.
Im gleichen Jahr Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo, Rom. Von 1995-1996 Doktorat
für "Computerunterstütztes Komponieren" am IRCAM und der Sorbonne in Paris. 1997
Uraufführung der Oper "Herzstück" nach Heiner Müller in Hof/Saale.
1997-2001 Organist an der Petri-Pauli-Kirche, Bad Münder. Leiter der Konzertreihe
"Klanghorizonte Bad Münder". Seit 2000 Dozent für Klavier- und Musiktheorie an der
Musischen Akademie Braunschweig. Seit 2002 künstlerischer Leiter der Konzertreihe Klangkonzepte
Berlin. Für sein Schaffen, das von Kammer- und Orchestermusik, über Oper und Ballett
bis hin zur elektronischen Musik reicht, erhielt Pröve nationale und internationale
Stipendien und Auszeichnungen, u.a. den 1. Preis beim Kompositionswettbewerb der Landeshauptstadt
Stuttgart und den 1. Preis (Grand Prix) der Jeunesses-Musicales und den Prix Européen Belgrad.
zeitklang
Detlef Heusinger
Der von Hans Werner Henze und Klaus Huber ausgebildete Komponist Detlef Heusinger
gehört einer Generation an, die nicht auf eine verbindliche kompositorische Sprache
zurückgreifen kann. Für ihn präsentiert sich Serielles oder Postserielles
gleichberechtigt neben Neuer Einfachheit, Neuer Wildheit, neben Minimalismus und Postmoderne.
Die Suite "TURM-STÜCKE" ist aus Heusingers Oper "Der Turm" nach Peter Weiss entstanden; sie ist
jedoch mehr als eine bloße Zusammenstellung der Introduktion und der Zwischenspiele, obwohl
mehrere Teile ungekürzt in sie einfließen. Die Polystilistik erscheint hier als
Ausdruck eines Ringens nach musikalischer Freiheit, auch als Ausdruck der Lust an Tabuverletzung.
Johannes Kalitzke
Integration, sagt das Wörterbuch, ist Zusammenschluss, Vereinigung, Summierung. Mir will
scheinen, dass kein Begriff geeigneter sei, das Wesen der Musik von Johannes Kalitzke knapp zu
umreißen. Denn was dieser Musik ihr allgemeines wie besonderes Gepräge gibt, ist der
Charakter einer gebändigten Vielfalt, deren mannigfache Facetten einerseits auf einen
inneren Brennpunkt gebündelt scheinen, andererseits wiederum von diesem Brennpunkt her
nach außen strahlen. Worte wie Vielfalt und Mannigfaltigkeit treten immer dort ins
Spiel, wo von Reichtum die Rede sein kann. Reichtum ist ein generelles Merkmal für
Kalitzkes Handschrift, aber man darf Reichtum nicht mit Opulenz verwechseln. Es ist diesem
Komponisten beileibe nicht primär um äußeren Aufwand zu tun, wiewohl er die
Mobilisierung von Klangmitteln auch nicht unbedingt scheut. Aber reich - nämlich von
innen her - ist seine Musik auch dort, wo sie sich auf wenige Instrumente beschränkt.
Bei Johannes Kalitzke handelt es sich um eine Mannigfaltigkeit nicht des Aufwands, sondern
der Vielschichtigkeit, deren einzelne Parameter in unausgesetzter Wechselwirkung zueinander
stehen, sich gegenseitig bedingen, ergänzen, in Zusammenschluss, Vereinigung, Summierung
zur Integration zusammenwachsen.
Josef Häusler
Hier können Sie Mitschnitte und Live-Übertragungen von Konzerten, Symposien und anderen Veranstaltungen aus dem weiten Themenfeld der elektroakustischen Kunst hören.