Konzerte/Mitschnitte

Woche 19 - 23 / 7.05. - 10.06.07

Konrad Boehmer
1. Aspekt / 1965-66 / 15:21
Electric Music, Tape, 4 tracks
2. Logos Protos / 1999-2000 / 20:51
Electric Music, Tape (8 track ADAT tape)

Wilfried Jentzsch
1. Dream of B / o. J. / 04:56
2. Trance oder Lamento di Bali / 2003 / 13:30
für 8-Kanal-Tonband
3. Kyoto Bells / 1994 / 10:54
für 8-Kanal-Tonband
4. Paysages illusoires / 1993 / 10:47
für 8-Kanal-Tonband

Hans Ulrich Humpert
1. Die Chöre der Andromache / 1992 / 13:19
Komposition für Sprecher, Sprach-, Natur- und Computerklänge nach Texten von Euripides und Jean-Paul Sartre
2. Ausschnitte aus: Symphonie sur une Vie de Heros / 2003 / 23:20


Konrad Boehmer
Geboren am 24. Mai 1941 in Berlin, kam 10-jährig nach Köln. 1959-61 nahm er dort (nach ersten autodidaktischen Versuchen) privaten Kompositionsunterricht bei Gottfried Michael Koenig. 1959 besuchte er erstmals die Darmstädter Ferienkurse und nahm an den Kompositionsseminaren von Boulez, Pousseur und Stockhausen teil. 1961 begann er das Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Soziologie an der Universität Köln, wo er 1966 promovierte. 1961-63 war er Mitarbeiter im elektronischen Studio des WDR. Er assistierte 1961 Bruno Maderna bei der deutschen Erstaufführung von Luigi Nonos ntolleranza. Wegen seines Unbehagens an der politischen Lage in der BRD und angezogen von der damals sehr aktiven kulturpolitischen Szene in der Hauptstadt der Niederlande, übersiedelte er 1966 nach Amsterdam, wo er seither lebt. 1966-68 war er Mitarbeiter im elektronischen Studio (Instituut voor Sonologie) der Reichsuniversität Utrecht. Seit 1989 leitet Boehmer dieses inzwischen in die Königliche Musikhochschule Den Haag integrierte Institut. Als Musikjournalist - er war 1968-73 Musikredakteur der Wochenzeitschrift Vrij Nederland - sowie als aktives Mitglied und (1975-79) Vorsitzender des niederländischen Komponistenverbands (Genootschap van Nederlandse Componisten) spielte Boehmer eine wichtige Rolle im niederländischen Musikleben, indem er für eine intensivere soziale Verbreitung der neuen Musik und für die Rechte der Komponisten eintrat.

Aspekt
Aspekt grew out of the idea of a vast unity between the sound structure and the "large form". The working out of this idea required means of production entirely new at the time. Aspekt deals not only with the association of sounds but also with their very composition - and in the minutest detail. None of the traditional procedures of electronic music (for example: echo, filters or sinsoidal sound generators) is used here. Imstead the complex structure of the work comes from the application of principles encompassing all the aspects of musical language and technique: sound-structure and form are identical. Aspekt was written in hommage to Nguyen Van Troy, young Vietnamese liberty fighter who was murdered in 1964. It was awarded the "Prix de la 5ième Biennale de Paris" in 1968.

Logos Protos
aus der CD The Institue of Sonology: His Master's Noise


Wilfried Jentzsch
war u. a. Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin bei Rudolf Wagner-Régeny und bei Paul Dessau und studierte Elektronische Musik bei H. U. Humpert an der Musikhochschule Köln. Von 1976 bis 1981 lebte er in Paris, wo er an an der Sorbonne bei Iannis Xenakis studierte und im Bereich Musikästhetik promovierte. Gleichzeitig forschte er im Bereich der digitalen Klangsynthese bei IRCAM und bei CEMAMu. 1983 gründete er ein privates Computermusikstudio in Nürnberg, wo er am Meistersinger-Konservatorium unterrichtete. 1993 wurde er zum Leiter des Elektronischen Studios an der Musikhochschule "Carl Maria von Weber" Dresden berufen. Jentzsch ist Mitglied der IGNM und Gründungsmitglied der DEGEM (Deutsche Gesellschaft für elektroakustische Musik). Seit 1995 ist er Vorsitzender der Sächsischen Gesellschaft für Neue Musik. 1998 war er Composer in Residence der Capital University Columbus (Ohio). Während eines Forschungsfreisemesters unternahm er eine zweimonatige Studienreise durch Java und Bali. Gegenstand der Forschung waren Skalen, Temperaturen und Klangfarben des Gamelan. Als Komponist ist er auf vielen Festivals Europas, Amerikas und Japans vertreten. Internationale Kompositionspreise erhielt er in Boswil, Paris und Bourges.

Dream of B
überzeugt durch formale Prägnanz und ein gekonntes Gegenüberstellen von akustischen Instrumenten und elektronischer Verarbeitung. Die Einbeziehung balinesischer Musik unterstreicht das Thema des Festivals: "Grenzenlos"." (Shortcuts 2006, gesendet bei WMT)

Trance oder Lamento di Bali: DEGEM Konzert am 13.11.2004 im ZKM_Kubus

Kyoto Bells
"Das Klangmaterial basiert auf 4 Klöckchen Kyotos, die gesampelt und mit den Programmen Sounddesigner und Turbosynth weiter verarbeitet wurden. Die Komposition beginnt mit einzelnen Impulsen, die sich verdichten bis zu einem statischen Geräuschklang. Raumbewegungen sind kompositorischer Bestandteil des Stückes. Die insgesamt 8 Kanäle der mehrspurigen Version wurden in 2*4 unterteilt, stellen zwei unabhängige Bewegungsebenen dar und werden über 8 Lautspecher wiedergegeben. Zu den wichtigsten Konfigurationen gehören folgende Bewegungen: einfache Pendelbewegungen, diagonale Verknüpfungen, Dopplereffekt und Rotationen. Diese Raumsimulationen wurden mit den GRM-Tools realisiert, die eine sehr präzise Kontrolle ermöglichen, z.B. Beschleunigung und Verlangsamung der Rotation."
(DEGEM CD 04)

Paysages illusoires
Das Stück basiert ausschlie§lich auf synthetisch erzeugten Klängen, die mit Hilfe der Software "Softsynth" (additive Klangsynthese) realisiert wurden. Diese Klänge, die komplesxe Teilton- und Raumbewegungen enthalten, erzeugen eine poetisch - illusionäre Klangwelt, worauf sich der Titel des Stückes bezieht. Was die formale Gestaltung betrifft, so ist die Gliederung der Zeit, die global von kurzen zu langen Dauern strebt, wesentlicher Faktor. Um einen gewissen Grad der Unvorhersehbarkeit walten zu lassen, wurde diese Idee mit Hilfe des mathematischen Gesetzes der "Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Geraden" umgesetzt.


Hans Ulrich Humpert
(*1940), Komponist und seit 1972 Leiter des Studios für elektronische Musik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln und Professor für elektronische Komposition. Umfangreiche kompositorische, praktische und theoretische Tätigkeit auf dem Gebiet der elektronischen sowie der live-elektronischen Musik, zahlreiche Konzerte, Rundfunksendungen, Vorträge, Aufsätze, Buchveröffentlichungen u.a. Lexikon der elektronischen Musik, Elektronische Musik - Geschichte, Technik, Kompositionen. Für das Studio Akustische Kunst realisierte er u.a. die Hörstücke Annäherung an Francesco Petrarca, Andromache und Candide: unterwegs - en chemin - en el camino - away, sowie Candide: unterwegs in America Latina.

Die Chöre der Andromache (Karl-Sczuka - Förderpreis 1991):
Komposition für Sprecher, Sprach-, Natur- und Computerklänge nach Texten von Euripides und Jean-Paul Satre
"Sätze, Verse und Chöre aus den euripideischen Tragödien Andromache und Die Troerinnen sowie Zitate aus Sartres Troiennes bilden die inhaltliche und sprachliche, über weite Strecken auch klangliche und rhythmische Basis der Komposition. Sie werden in ihrer metrischen Deklamation in vier Sprachen als Musik behandelt. Dadurch entstehen zwei gegensätzliche Ebenen, eine 'erzählte' Handlung und eine 'erlebte'. 'Erzählt' wird in deutscher und englischer Sprache, Andromaches 'Erlebtes' erscheint in französischer und italienischer Sprache. Der Verlauf des Stückes gliedert sich in Anlehnung an die griechisch-mythischen Lebensstationen der Andromache: einer frühen, jugendlichen Verweigerung folgt zwangsläufig die 'Versetzung' in ein neues, sie fremdbestimmendes Milieu. Andromache ist im Grunde ständig Opfer. Das Hörstück kulminiert schließlich in einer apotheotischen Scheinlösung: die Erhebung der Andromache zu einer gottähnlichen Urmutter".
Die Komposition wurde als eine Art "Auskopplung" aus meiner 50-minütigen Hörspielproduktion "Andromache" entwickelt, in der Sätze, Verse und vor allem Chöre aus den antiken Tragödien "Andromache" und "Die Troerinnen" des Euripides die inhaltliche und sprachliche, über weite Strecken auch die klangliche und rhythmische Basis bilden.


Hier können Sie Mitschnitte und Live-Übertragungen von Konzerten, Symposien und anderen Veranstaltungen aus dem weiten Themenfeld der elektroakustischen Kunst hören.