Studioforum

Woche 28 - 34 / 9.7. - 26.8.07

Anlässlich des DEGEM-Symposium & Remix-Konzertprojekts "REMIX-RE?" am Samstag, den 28. Juli 2007 in der Klanggalerie "t-u-b-e" München
weitere Informationen zur Veranstaltung: degem

1. Haarmann: Air / 2006 /6:46
für Computer und Luftballon

2. Frank Schulte: Xsample 01 / 19:47
aus: "mainz/schulte - was ist die zeit?"
Matthias Mainz (tp)
Frank Schulte (electr.)

3. Haarmann: H2O" (Auszug) / 2003 / 5:59
für Computer und mit Wasser assoziierte Objekte

4. Wolfgang Fadi Dorninger: fadi@vilnius.lt / 2000 / 20:23

5. Haarmann: Etüde für Mezzosopran und Digderidoo / 2004 / 2:12
Stimme: RitaDe
Digderidoo: Norbert Jäger
Komposition, Programmierung und Computer: Haarmann

Anmerkungen zur Veranstaltung "REMIX-RE?"
von Frank Niehusmann
Die DEGEM veranstaltet am Samstag, den 28. Juli 2007 in München in der Klanggalerie "t-u-b-e" ein Symposium unter dem Titel "Remix - Re?". Das musikalische Programm dieser Veranstaltung findet teilweise live in der t-u-b-e statt, teilweise aber auch in einer virtuellen Parallelwelt in Form einer Online-Netzwerk-Session, deren Ergebnis als Stereo-Summe über das DEGEM WebRadio@ZKM und in der Klanggalerie gleichzeitig hörbar sein wird.
Am Samstag, den 28. Juli 2007 ist also ein mediales Experiment im DEGEM WebRadio@ZKM zu hören, dessen Ergebnis voraussichtlich so aussehen wird: es gibt live-Übertragungen der Vorträge, Diskussionen und Performances aus der Münchener t-u-b-e, und es wird Einblendungen in die parallel online stattfindende Internet-Session geben, deren Mitspieler sich an beliebigen Orten auf der Welt befinden.
Unter den künstlerisch Mitwirkenden werden Haarmann, Frank Schulte und Wolfgang Fadi Dorninger sein. Haarmann und Frank Schulte werden live in der t-u-b-e auftreten, Wolfgang Fadi Dorninger wird einer der Mitspieler der Online-Session sein. Von allen dreien präsentieren wir im Juli-Programm des Webradios einige Werke. Im Rahmen ihres Mitwirkens bei "Remix - Re?" werden sie andere Werke spielen: denn während des Symposiums befassen sich alle Mitwirkenden mit Remixen unserer legendären DEGEM-CD "90 Sekunden Wirklichkeit".
Wer am 28.Juli nicht live in München dabei sein kann, ist immer noch herzlich eingeladen, sich als "Remixer" an der Online-Netzwerk-Session zu beteiligen: Infos gibt es per Email bei Frank Niehusmann [info@degem.de]

Werkkommentare und Biographien zum aktuellen Sendebeitrag

H 2 O
Die Sprache des Wassers fügt sich zusammen zu einer Komposition, in der horizontale und vertikale Fraktale aus seinem Gesamten heraus gelöst werden. Aus dem spontanen Geräusch des Elementes Wasser werden einzelne Segmente zu Flüssen transformiert; aus Frequenzbereichen entstehen Netze, die wiederum ein neues Ganzes schaffen. Das Wesen des Wassers, das uns als frei fließendes Element quasi jeden Tag begegnet, wird auditiv "fühlbar" gemacht. Mit "H2O" wird eine Art Decodierung der Wassersprache geschaffen. Unsere Assoziationen zum Thema Wasser bestimmen letztlich die Wahl der Geräuscherzeugung mit und um das Element Wasser. Dabei gibt es einen festen Rahmen, in dem sich die musikalische Dynamik entwickeln kann. Die €hnlichkeit der Geräuschelemente, die durch und mit Wasser erzeugt werden, bildet zusammen mit der Tonalität des Elementes Wasser den Leitfaden für die Komposition und lässt gleichzeitig Platz für Intuition und Assoziation. Eine wesentliche Voraussetzung ist das Bewusstsein für das Element Wasser bzw. das Ausschöpfen des virtuellen Klangpotenzials von Wasser. Das Werk öffnet dem Zuhörer Räume, die er mit seinem Erleben verbindet. Damit wird das Wassergeräusch zum Speicher der eigenen Erfahrung, die durch das Stück abgerufen wird. Das Zusammenwirken der kontrapunktischen Anordnung und die Rhythmisierung der Frequenzen verdichten die Erlebniswelt des Hörers.
Umsetzung: Die unterste Ebene der Klangerzeugung ist das Wasser mit seiner freiwilligen und auch erzwungenen Klanghaftigkeit. Das Instrumentarium besteht zum einen aus zweckentfremdeten Gegenständen und Werkzeugen wie Wasserkochern, Gläsern, Bechern, Plastikflaschen, Bügeleisen, Infusion, Glas- und Plastikflaschen, Blecheimern, Strohhalmen, Schüsseln, Murmeln, Gabeln, Herdplatten, Töpfen und Brausetabletten. Für die technische Aufarbeitung wird vorwiegend ein Computer mit der Software Max/MSP benutzt, hier werden die erzeugenden Wassergeräusche verformt und polyphonisch angeordnet. Hier kommen ausschließlich eigene Programmierungen zur Verwendung. Sämtliche Signale bündeln im Mischpult und werden von dort aus kompositorisch zusammengefügt und zu einem Klangteppich verwoben.

Haarmann
schreibt seit 1991 Kompositionen für Bühne, Radio, Film und Museum; verschiedene CD-Veröffentlichungen; Studium Elektronische Komposition in Essen; mehrere Preise und Stipendien; Ausstellungen als Bildender Künstler (Photographie, Installation, Malerei).
Weitere Infos unter www.klangkunstlabor.de und www.krake-net.de

fadi@vilnius.lt
Uraufführung / Soundinstallation im Rahmen der Ausstellung
"DIALOG 2: Articulation" im OK Centrum für Gegenwartskultur in Linz/Austria.
Kurator: Anders Kreuger
Künstler: Ewaldas Jansas, Arthuras Raila, S. & P. Stanikas (alle Litauen) & John Tylo, Wolfgang Fadi Dorninger (Austria).

Input Vilnius (Analoge Tonaufnahmen):
Litauische TV-Synchronisationen (Nachrichten, Seifen-Opern, Dokumentationen); Messen aufgenommen am 20. 2. 2000 in den katholischen Kirchen St. Theresa und der Kathedrale, den orthodoxen Kirchen Heiliger Geist, St. Nikolas und Praskovja Pjatnickaja; auf dem Markt; der Buchmesse Vilnius; div. Stadt- und Situationsaufnahmen; Universität Vilnius - Klasse für Schwedisch.

Input Linz:
Cut-ups ("analoge" Bearbeitung des aufgenommen Materials) und granulare Bearbeitungen ("digitale" Zerlegung in kleinste "granulare" Partikel) und Rekonstruktion.

Output Ausstellung: Toninstallation für Subwoofer, Quadroaudiosystem und 5 Zuspieler

Inhalt: 3 Zuspieler werden mit kurzen Cut-ups der Sprachaufnahmen aus Vilnius gefüllt und im Shufflemodus abgespielt. Der litauischen Sprache unkundig, erfolgt keine inhaltliche, sondern eine persönliche Auswahl (DJ) akustischer Muster nach rhythmischen und tonalen Gesichtspunkten zugeordnet. 2 Zuspieler werden mit den Granulaten und musikalischen Abstraktionen der Klangsituation Vilnius bespielt.

Wolfgang Fadi Dorninger:
dorninger.servus.at
www.base.at
bikemike.blogr.com

Frank Schulte
Jahrgang 62 - D -, arbeitet seit 20 Jahren im Spannungsfeld komponierter und improvisierter szenischer Musik in Zusammenarbeit mit Performance Künstlern, Tänzern, Schauspielern und Schriftstellern. Er komponiert musikalische Räume für Theaterinszenierungen, experimentiert mit neuen Klangerzeugungstechniken, mehrkanaligen Raum-Klang Anwendungen sowie telematischen Netzwerk Performances. Er gestaltet Klänge, Soundtracks und Atmosphären für Film und Fernsehen und entwickelt in Zusammenarbeit mit Videokünstlern eigene, konzeptuelle mixed media Projekte.
"Musik" als solches interessiert mich eigentlich immer weniger. Ich beschäftige mich vielmehr mit Szenen oder Räumen und finde insbesondere in thematischen Aufgaben mehr Inspiration als z.b. in musikalischen Stilistiken. Meine Arbeitstechniken sind auch eher der bildenden Kunst entliehen. Ich sammle akustische Fundobjekte und beginne dann mit Kombinationen und neuen Verbindungen - Ich suche Beziehungen zwischen Klängen, Erinnerungen, Farben und Vorstellungen ..."
Frank Schulte beschreibt die Verbindung seiner elektronischen Klangerzeuger als einen musikalischen Haushalt, einer elektronischen Küche ähnlich. Aus der europäisch musikalischen Tradition des "musique concr¸te", Klang - Installation und in Verbindung mit der Neuen Tanz Kultur entwickelt er Geräuschgeschichten, "Songlines" und "Dreamscapes", Musik für Filme des Unterbewussten, in einer höchstpersönlichen Sprachform. Er konzipierte vielzählige intermediale Events, wie u.a. SWITCHBOX und THE LISTENING ROOM, in der seine Auswahl der Klang-Künste, der "ambient" und improvisierten Musik, wie auch Elemente aus der elektronischen Tanz Musik Szene in dichter Reibung miteinander verbunden werden.
Musikalische Zusammenarbeiten u.a. mit: David Moss, Jon Rose, David Shea, Yoshihide Otomo, Anna Homler, Thomas Heberer, Christian Marclay, Phil Minton, Sainkho Namtchilak, Sussan Deyhim, Dirk Raulf, Kalle Laar, Andres Bosshard.


Elektronische Studios aus ganz Deutschland und dem Ausland werden hier portraitiert und stellen ihre aktuellen Projekte, Forschungsvorhaben und Entwicklungsarbeiten vor. Das Studio-Forum dient langfristig dem Austausch zwischen den Studios als Produktionsstätten vielfältiger elektroakustischer Musik und Klangkunst.