Studioforum
Woche 35 - 39 / 27.8. - 30.9.07
Das Elektronische Studio der Hochschule für Musik und Theater
Hannover und sein Beitrag beim "next_generation" Festival am ZKM Karlsruhe (23.06.07)
Autor der Sendung: Alex Hofmann
Dauer: 58:25
Werke und Interpreten:
Kostia Rapoport: trennung (2006)
1 - ouverture (30'')
2 - zoom (30'')
3 - puls (30'')
4 - strudel abwärts (30'')
5 - strudel aufwärts (30'')
6 - faden verloren (30'')
7 - opernslalom (30'')
Oleg Dziewanowski/ Damian Marhulets: Blaues Heft Nr. 10 (2006)
Musiktheater für zwei Darsteller und Live-Elektronik (6:00)
Oleg Dziewanowski, MIDI-Schlagzeug
Damian Marhulets, Keyboard
Alex Hofmann: Burn Out (2007)
Saxophon und Live-Elektronik (8:00)
Alex Hofmann, Saxophon
Meng-Chia Lin: furymouse (2007)
Flöte und Elektronik (10:22)
Jhong-Yun Chey, Bassflöte
Stücktexte und Biografien:
Kostia Rapoport: trennung (2006)
trennung ist ein Zyklus von 30-sekündigen Stücken, die aus der Aneinanderreihung sehr kurzer Ausschnitte aus
Tonaufnahmen bestehen. Jedes Stück hat seine eigene Thematik, folgt seinem eigenen Formprinzip. Die Stücke
setzen sich insbesondere mit den Klangqualitäten: Zeit, Tempo, Rhythmus, Form, Wiederholung, Klangerkennbarkeit
und -veränderung auseinander. Es sind Experimente, deren Ergebnisse sich eventuell modellhaft auf andere Stücke,
Dauern, Medien und Klangmaterialien übertragen lassen.
Kostia Rapoport wurde 1984 in Leningrad geboren. Nach und neben zahlreichen Bands sowie Pop- und Filmmusikproduktionen
studiert er seit 2003 Komposition bei Prof. Schöllhorn.
Oleg Dziewanowski/ Damian Marhulets: Blaues Heft Nr. 10 (2006)
Musiktheater für zwei Darsteller und Live-Elektronik
Text : Daniil Charms
D. Charms (1905-1942) gründete 1927 mit einigen Leningrader Schriftstellern, Malern und Musikern die
avantgardistische Künstlergruppe OBERIU, die 1930 verboten wurde. In ihren "unsinnigen" Werken haben sie die
Epoche sensibler und tiefer erfühlt als die vermeintlichen Realisten.
Daniil Charms gilt heute als Meister des Paradoxen in der russischen Tradition. In seinen parodierenden und
ironisierenden Texten erweist er sich als ein Klassiker des Absurden, vor Ionesco und Beckett.
"Mich interessiert nur Quatsch, nur das, was keinen praktischen Sinn macht. Mich interessiert das Leben nur in seiner
unsinnigen Erscheinung."
D. Charms, 31. Oktober 1937
Oleg Dziewanowski, geb. 1973 in Gdansk (Polen), studierte an der Musikakademie Gdansk und der Hochschule für Musik
und Theater Hannover Schlagzeug. Tätigkeit in verschiedenen Orchestern und Ensembles, vor allem im Bereich
zeitgenössischer Musik. Seit 2003 Dozent an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Seit 2005 Besuch
von Kursen im elektronischen Studio der HMT und Programmierung im Bereich Live-Elektronik.
Damian Marhulets ist 1980 in Minsk, Weißrussland geboren. Mit 4 Jahren beginnt er Blockflöte und Klavier zu
spielen. Wenige Jahre später kommt Oboe hinzu. 1986 nimmt er das Studium am Musikliceum in Minsk auf, wo er bei
Prof. Nichkov Oboe und bei Prof. Karetnikov Komposition studiert. 1994 siedelt er nach Polen über, wo er sein
Musikstudium am Musikliceum in Danzig mit dem Hauptfach Oboe bei Prof. J.Raatz fortsetzt. 2000 besteht Damian Marhulets
die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Hannover und setzt sein Studium im Fach Oboe in der Klasse von Prof.
Klaus Becker fort. Zwei Jahre später gründet er zusammen mit anderen Musikstudenten und Dozenten aus Hannover
das Improvisationsprojekt "Sky ScribeÓ. Im Jahr 2003 wird Damian Marhulets nach erfolgreich bestandener
Aufnahmeprüfung in die Kompositionsklasse von Prof. Johannes Schöllhorn aufgenommen. Derzeit studiert er
Komposition bei Prof. Johannes Schöllhorn und elektronische Musik bei Joachim Heintz im 8. Semester an der
Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Alex Hofmann: Burn Out (2007)
Saxophon und Live-Elektronik
Burn Out ist der aktuelle Stand meiner Versuche mit freier Soloimprovisation und Live-Elektronik. Basierend auf einem
MAX/MSP Patch, welches das vom Instrumentalisten improvisierte Material in Echtzeit analysiert und dieses in
veränderter Weise zurück gibt, wird so eine Improvisationsumgebung zwischen menschlichem Spieler und
Live-Elektronik geschaffen. Hierbei entscheiden immer die Ideen des Spielers und die Algorithmen des Patch über
den weiteren Verlauf der Improvisation. Das Patch habe ich im Sommersemester 2006 im Rahmen meiner Diplomarbeit im
Elektronischen Studio der Hochschule erstellt.
Alex Hofmann, 1980 in Berlin geboren, studiert zur Zeit Jazzimprovisation mit Hauptfach Saxophon an der HMT Hannover.
Seit seiner frühen Kindheit interessiert er sich für Strom. Schon in seinem ersten Kinderzimmer gab es eigens
dafür eine "Steckdose". Als der Computer es ihm endlich ermöglichte mit Menschen zu kommunizieren, fand er
heraus, dass Sprache vieles vereinfacht. So lernte er bald die Sprache der Musik. Als junger Blöckflötenspieler
wurde er schnell zum Idol Gleichaltriger.
Meng-Chia Lin: furymouse (2007)
Flöte und Elektronik
Jhong-Yun Chey, Bassflöte
Fury said to a
mouse, That he
met in the
house,
"Let us
both go to
law: I will
prosecute
YOU. --Come,
I'll take no
denial; We
must have a
trial: For
really this
morning I've
nothing
to do."
Said the
mouse to the
cur, "Such
a trial,
dear Sir,
With
no jury
or judge,
would be
wasting
our
breath."
"I'll be
judge, I'll
be jury,"
Said
cunning
old Fury:
"I'll
try the
whole
cause,
and
condemn
you
to
death."
Dieser kleine Ausschnitt aus 'Alice in Wonderland' hat mich nicht nur wegen seiner Form, sondern auch wegen seines
Inhalts beeindruckt. Ich versuche in diesem Stück für Bassflöte und Elektronik die Ideen, die ich von
diesem Gedicht bekommen habe, umzusetzen - nämlich eine decrescendierende Form und inhaltlich eine hinweisende
Gruseligkeit.
Meng-Chia Lin, geboren 1978 in Changhua, Taiwan. Seit 2001 setzte sie Ihre Studien in Deutschland fort nach dem Abschluss
an der "Taipei National University of the Arts ". Künstlerische Ausbildung an der Hochschule für Musik
Freiburg mit Mathias Spahlinger und Mesias Maiguashca. Seit Oktober 2006 studiert sie an der Hochschule für Musik
und Theater Hannover mit Johannes Schöllhorn und Joachim Heintz.