Studioforum

Woche 40 - 44 / 1.10. - 4.11.07

Re-mix re? - Vorträge vom DEGEM-Symposium & Remix-Konzertprojekt am 28.07.2007 in München

1. Johannes Sistermanns:
Begrüßung / 06:12

2. Michael Harenberg:
Strategien digitaler Ästhetik im Remix / 25:55

3. Rolf Großmann:
Reproduktionsmusik und Remix-Culture / 32:27

4. Michael Schmidt: Die schöne Kunst des Mixens - Zur Ästhetik musikalischer Collagen / 33:00

5. Diskussion / 15:00
 

"Strategien digitaler Ästhetik im Remix" von Prof. Michael Harenberg
Musikwissenschaftler, Komponist. Studierte systematische Musikwissenschaft in Giessen und Komposition bei Toni Völker in Darmstadt. Beschäftigt sich kompositorisch wie theoretisch mit digitaler Audio-Kultur und computergenerierter Musik im Rahmen instrumentaler, installativer sowie improvisierter Musik. Diverse Preise und Stipendien sowie internationale Vorträge und Publikationen zum Schwerpunkt "Musik und digitale Medien".

Prof. Michael Harenberg ist Dozent für Musikalische Gestaltung und Medientheorie sowie Leiter des Studiengangs Musik und Medienkunst an der Berner Fachhochschule. Er lebt als Komponist und Musikwissenschaftler in Karlsruhe.
Harenberg ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für elektroakustische Musik (DEGEM) und Begründer des DEGEM-WebRadios.


"Reproduktionsmusik und Remix-Culture" von Dr. Rolf Großmann
Der Begriff Remix wird heute oft für alle Arten musikalischer Gestaltung mittels Reproduktionsmedien und dem dort vorhandenen phonographischen Material verwendet. Ein genauerer Blick auf die aus 'Medienklängen' geformten Reproduktionsmusiken bringt jedoch eine komplexe Vielfalt von Traditionen, Genres, Entwicklungslinien und ästhetischen Strategien zutage. Der Remix als spezifisches medienästhetisches Verfahren hat seine Ursprünge in der Mehrfach-Edition popmusikalischer 24-Spurbänder, in Jamaika und in US-amerikanischen Discotempeln. Nimmt man diese Tradition ernst, so ist das Remixen nicht nur aufgrund seiner popmusikalischen Orientierung eine essentielle Herausforderung für 'ernste' elektroakustische Musik. Schon an wenigen elementaren Kriterien wie Autonomie, Autorschaft, Werkcharakter, Aufführungspraxis ist eine prinzipiellen Distanz zu den Grundfesten westeuropäischer Kunstmusik abzulesen. Oder lassen sich die Gräben überwinden? Sind Karlheinz Stockhausens "Hymnen" bereits erste Vorboten der Remix-Avantgarde? Vor der Diskussion solcher Fragen steht sinnvollerweise zunächst der differenzierte Blick auf die Reproduktionsmusik in Musique concrète, Disco, DJ-Culture, Sampling, Pop-Avantgarde. Um dann Gräben und Brücken umso eingehender zu thematisieren...

Dr. Rolf Großmann ist seit 1997 an der Universität Lüneburg tätig, dort u.a. Aufbau und Leitung (bis 2005) des Kompetenzzentrums "Digitale Kommunikations- und Publikationstechniken (.dok)"; z. Zt. Akad. Direktor in den Fächern Musik und Kulturinformatik des Studiengangs "Angewandte Kulturwissenschaften" sowie Leitung des Bereichs "Ästhetische Strategien (Schwerpunkt Audio)".
Arbeitsschwerpunkte: Technik- und Medienkultur der Musik; Ästhetik der digitalen Medien; Sampling; interaktive Medienkunst.


"Die schöne Kunst des Mixens - Zur Ästhetik musikalischer Collagen" von Dr. Michael Schmidt dt. engl.
Welche neuen Perspektiven, nicht nur auf die Ausgangsmaterialien, haben sich durch die Entwicklung medialer Mixturen in den letzten Jahrzehnten eröffnet? Inwieweit hat der collagierende Umgang mit musikalischen oder sprachlichen Materialien die traditionellen Begriffe von Autor und Werk, aber auch die Unterscheidung zwischen schön und hässlich, "high and low culture" in Frage gestellt? Was geschieht mit den Inhalten des gemixten Materials? Gibt es nicht nur eine eigene Ästhetik sondern auch eine Ethik des Mixens? Was ist die Schönheit des Mixens? Wie aktuell ist sie? Solchen und ähnlichen Fragen versucht Michael Schmidt in seinem Vortrag "Die schöne Kunst des Mixens - Zur Ästhetik musikalischer Collagen" nachzugehen.

Dr. Michael Schmidt wurde in Köln geboren und studierte Klavier, Musikwissenschaft, Philosophie sowie Geschichte. Er arbeitet als Koordinator des Klassikportals beim Bayerischen Rundfunk in München. Hinzu kommen Tätigkeiten als Dozent für multimediale Musikvermittlung an den Musikhochschulen von München und Karlsruhe sowie als Gastprofessor für "philosophy of media sounds" an der "European Graduate School". Außerdem ist er Mitglied im Auswahlausschuss der Friedrich Ebert Stiftung sowie Vorsitzender des Kuratoriums der Georg von Vollmar Akademie. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Musik- und Medienthemen.


Elektronische Studios aus ganz Deutschland und dem Ausland werden hier portraitiert und stellen ihre aktuellen Projekte, Forschungsvorhaben und Entwicklungsarbeiten vor. Das Studio-Forum dient langfristig dem Austausch zwischen den Studios als Produktionsstätten vielfältiger elektroakustischer Musik und Klangkunst.