Berichte/Features
Woche 40 - 44 / 1.10. - 4.11.07
CD der INTERFACE 2007 - Festival for Music and Related Arts
40 Years of Speed and Space: Los Angeles - Berlin
01. Cluster: Rote Riki / 03:43
02. The Gaslamp Killer feat. Gonjasufi Kob webs / 02:17
03. Nobody pres. Blank Blue: All the Shallow Deep / 03:41
04. Carlos Nino & Miguel Atwood-Ferguson : Nag Champa / 05:07
05. D. Rosenboom: Systems of Judgment: Interrupt / 04:17
06. Michael Pinter: Untitled / 01:59
07. John Wiese: No Party / 02:28
08. Daedelus: Impending Doom / 02:16
09. Rick Cox: Beige 2 / 09:13
10. Boris Hauf: Untitled / 11:26
11. Werner Dafeldecker: Untitled / 06:42
12. Harold Budd: Failing Light / 04:15
13. Tom Recchion: Flying Weather / 04:52
14. September Collective: Natura / 04:26
Das Festival INTERFACE 2007 findet im Rahmen
der 40jährigen Städtepartnerschaft zwischen Los Angeles und
Berlin statt, für die namhafte Institutionen in beiden Städten vielfältigste Projekte entwickelt haben. Das
Ballhaus Naunyn setzt seinen Schwerpunkt auf neue, experimentelle, elektronische und populäre Musik, Installationen und
Filme - bis hin zu tatsächlichen transatlantischen Kooperationen. Das Musikprogramm von INTERFACE spannt einen Bogen, der
vor etwa 40 Jahren ansetzt und mit neuen und jungen Projekten endet.
Nach vierzig Jahren Städtepartnerschaft Berlin - Los Angeles ist es Zeit, den jeweils anderen in sich selbst zu entdecken,
mit - vielleicht - einem gewissen Erstaunen festzustellen, dass das jeweils Fremde durchaus Züge von sich selbst hat oder -
und das sind die spannenden Momente - was sich vor allem in diesen letzten Jahren entwickelt hat. Künstlerisch,
sozialpolitisch und musikalisch lässt sich damit arbeiten, dass Berlin aus seiner jüngeren Geschichte heraus
Charakteristika der urbanen Veränderungsstrategien entwickelt hat, wie man sie kaum aus dem Europa der letzten
Jahrzehnte, wohl aber aus Los Angeles kennt: wenn ganze Stadtteile in weniger als halben Generationen nicht nur ihr
Erscheinungsbild, sondern tatsächlich ihre sozialpolitische Funktion innerhalb des von einer Stadt zu einem
Stadtkonglomerat Gewordenen verändern - for better or worse - wenn sich vom Selbstverständnis subkultureller,
migrationsgeprägter oder experimenteller, interdisziplinärer Künstler und Musiker in bestimmten urbanen
Gebieten, auch in ihren Ausdrucksformen, ihrem Erscheinungsbild, die Zusammenhänge ändern - bis hin zur hoch
subventionierten Kunst. Denn von Los Angeles aus gesehen ist es nicht ohne Ironie, dass und wie sich das Selbstverständnis
einer traditionell auf ebenso schnellen wie vergänglichen Kapitalgewinn durch unterhaltungsindustrielle Netzwerke
aufgebauten urbanen Gesellschaft verändert, wenn es sich dort plötzlich seltsam europäisch und hier fast schon
amerikanisch anfühlt, wenn Frank O. Gehry mit Disney-Geld bürgerliche Konzerthallen baut, deren sozialkulturelles
Funktionieren innerhalb des Stadtgefüges sich im Bespielen durch Esa-Pekka Salonen und seinen Philharmonikern, in jenem
durch Sir Simon Rattle und seinen Philharmonikern bis hin zu ästhetischen Entscheidungen im Umgang mit edukativen und
"populär zu funktionieren habenden Programmen" auf faszinierende Weise widerzuspiegeln scheinen.
Hören Sie auf diesem Sendeplatz Reportagen von Festivals, Symposien, Kongressen und Ausstellungen rund um die vielfältige Szene der elektroakustischen Kunst.