Sounds only

Woche 44 - 48 / 5.11. - 2.12.07

Inventionen CD-Reihe Vol. III
Berliner Festival Neuer Musik

Klaus Lang: sei-jaku / 2002 / 39:57
für Streichquartett, Arditti String Quartet


fische. sterne.
1
Die beste Art Fisch zu kochen ist ihn nicht zu kochen. Das in Japan vielleicht beliebteste Gericht ist sashimi, also kunstvoll geschnittener und arran-gierter roher Fisch. Die Kunst der Zubereitung von sashimi besteht nicht darin, den rohen Fisch als Ausgangsmaterial zu verarbeiten und zu kochen und ihn dadurch zu verändern, sondern darin, rohen Fisch auszuwählen, ihn zu schneiden, zu kombinieren und zu arrangieren. Der Koch verändert den Fisch nicht und fügt ihm nichts hinzu. Er ermöglicht die Entfaltung des Gegebenen, dessen was schon von vorneherein im Fisch vorhanden war, und macht es dem Gaumen zugänglich. Der Eindruck, den Fisch auf die Geschmacksorgane macht, ist einerseits von der Stärke der abgeschnittenen Fischstücke, andererseits von der Art des Schneidens abhängig. Das Schneiden von Fisch hat sich zu einer strengen Regeln folgenden Kunst mit langer Tradition entwickelt. Die entscheidenden Parameter sind hierbei Schneidedruck, Schneidestelle, Schneidegeschwindigkeit.
2
Unaussprechlich schön ist die leuchtende Klarheit der Sterne in den Dunkelheiten des Universums. Verloren steht man der unfassbaren Komplexität der Himmelsgeometrie gegenüber und doch: drei Buchstaben reichen aus, um eine der wichtigsten Theorien über das Universum zu formulieren. Dagegen ist, wie man an den Pfützen im Schlamm sieht, Dunkelheit keineswegs ein sicheres Zeichen von Tiefe, genausowenig wie Kompliziertheit. Eleganz und Einfachheit zeichnen wichtige physikalisch-mathematische Formeln aus, ihr Ziel ist es das Komplexe mit einfachen Mitteln zu beschreiben oder zu erzeugen.
Klaus Lang

Arditti-Quartett
Für seine inspirierten und technisch ausgefeilten Interpretationen von zeitgenössischen Werken und Musik des frühen 20. Jahrhunderts genießt das Arditti-Quartett weltweite Anerkennung. Seit seiner Gründung 1974 durch den Primarius Irvine Arditti wurden mehrere hundert Streichquartette sowie Kammmermusikwerke für das Ensemble geschrieben. Diese Werke haben das Repertoire der zeitgenössischen Musik nachhaltig geprägt und dem Arditti-Quartett einen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Welche musikalische Bandbreite das Repertoire der Ardittis aufweist, zeigen Welturaufführungen von Quartetten von Komponisten wie Harrison Birtwistle, John Cage, Elliott Carter, James Dillon, Brian Ferneyhough, Sofia Gubaidulina, Mauricio Kagel, György Kurtág, György Ligeti, Conlon Nancarrow, Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis. Das Ensemble ist davon überzeugt, daß eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten für den Prozess der Interpretation moderner Musik entscheidend ist. Es versucht daher, mit jedem Komponisten, dessen Musik es spielt, zu kooperieren. Dass den Spielern auch die erzieherische Arbeit ein Anliegen ist, beweisen ihre weltweit veranstalteten Meisterklassen und Workshops für junge Interpreten und Komponisten.

»sei-jaku« ist eine Möglichkeit, die beiden Schriftzeichen des Titels auf japanisch auszusprechen. Sie stehen für die Begriffe »rostig« und »Stern«. Die andere Aussprache »sabita boshi« verweist auf einen zentralen Begriff der japanischen Ästhetik, nämlich »sabi«, dessen Bedeutung mit »rostig« nur andeutungsweise wiedergegeben werden kann. Ich bin Hozumi Gensho Roshi zu Dank verpflichtet für die Kalligraphie und Genkei Harry Weeks für seine Hilfe beim Auffinden der chinesischen Schriftzeichen.
Klaus Lang


Hier werden Produktionen aus Archiven der Elektroakustischen Musik, wie z.B. dem Archiv der DEGEM oder dem IDEAMA- und dem DEGEM-Archiv des ZKM, dem Archiv des elektronischen Studios der TU Berlin sowie anderen internationalen Archiven und Dokumentationen elektroakustischer Kunst unter verschiedenen Aspekten präsentiert.