ZKM | Musik Aktuell
Woche 06 - 14 / 02.02. - 05.04.09
Slot 1:
1. Jennifer Walshe, Bernhard Gál / dub/ber/vie / 31:51
für Stimme und Elektronik
Kompositionsauftrag des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Konzertmitschnitt der Uraufführung vom 18.05.2006 im ZKM_Kubus im Rahmen des Festivals Stimme +
2. Matthias Ockert / Primum Mobile (2007/08) / 1:00:04
eine Komposition für Stimmen, Ensemble und Elektronik
mit Texten aus Dante Alighieris "La Divina Commedia" und von J. H. Grebing (aus der Sammlung
Prinzhorn, Heidelberg)
Konzertmitschnitt der Uraufführung vom 13. September 2008 im ZKM_Kubus
Mit Solisten der SCHOLA HEIDELBERG und das ensemble aisthesis,
Leitung: Walter Nußbaum
Zu den Werken und Komponisten
Jennifer Walshe, Bernhard Gál / dub/ber/vie / 31:51
In dub/ber/vie geht es um mögliche Verbindungen zwischen Stimmklängen und den Klangräumen,
in welchen sie existieren. Ausgestattet mit zwei binauralen Mikrofonen, führten Jennifer
Walshe und Bernhard Gál an einer Reihe von Orten in Berlin vierkanalige Tonaufnahmen durch:
In einer Tierhandlung, dem türkischen Markt in Kreuzberg, einem Streichelzoo, einem
Supermarkt und in einer Wohnung. An jedem Ort entstanden zwei Stereo- Aufnahmen, die zwar
zeitlich miteinander synchronisiert sind, sich jedoch räumlich voneinander entfernen können -
beide Komponisten gingen frei herum und sammelten sowohl örtlich begrenzte wie auch globale
Klangereignisse. Diese Tonaufnahmen bilden die Inspiration und Basis für das gesamte akustische
Ausgangsmaterial dieses Werkes.
Jennifer Walshe wurde 1974 in Dublin geboren. Sie studierte Komposition bei John
Maxwell Geddes an der Royal Scottish Academy of Music and Drama und bei Kevin Vollans
in Dublin. An der Northwestern University Chicago promovierte sie im Fach Komposition im
Juni 2002 bei ihren Lehrern Amnon Wolman und Michael Pisaro. 2003-04 war sie
Stipendiatin an der Akademie Schloß Solitude, Stuttgart. 2004-05 lebte sie in Berlin
als Gastkünstlerin des DAAD Berliner Künstlerprogramms.
Der 1971 in Wien geborene Komponist und Künstler Bernhard Gál komponiert sowohl Musik
für akustische Instrumente wie auch elektroakustische Musik. In intermedialen Installationen
integriert Gál Klang, Licht, Objekte, Videoprojektionen und Raumkonzepte.
Bernhard Gál beschäftigt sich seit 1985 intensiv mit Musik und (Klang-)Kunst. Nach Studien
an der Wiener Universität für Musik (Tonmeisterausbildung) und der Universität Wien
(Musikwissenschaft) und einem einjährigen Aufenthalt in New York 1997-98, wendet er sich
vermehrt kompositorischen und künstlerischen Aktivitäten zu. Derzeit lebt und arbeitet Gál
als freischaffender Künstler in Berlin und Wien. Er betreibt das Avantgarde-Label
"Gromoga Records".
Matthias Ockert / Primum Mobile (2007/08) / 1:00:04
Anlass für die Komposition war das Buch "Primum Mobile - Dantes Jenseitsreise und die moderne
Kosmologie" von Bruno Binggeli aus dem Jahr 2006. Der Schweizer Astronom vergleicht das
Weltbild der modernen Astronomie mit dem mittelalterlichen Weltgebäude, durch dessen Räume
Dantes visionärer Weg in der "Divina Commedia" führt. Dantes Primum Mobile ("erste bewegte Sphäre"),
der äußerste letzte Raum vor dem raum- und zeitlosen Empyrium, erzeugt die Kraft welche den
†bergang von einem Raum zum nächsten bewirkt.
Meine Komposition greift die Idee der Sphärenräume und Wandlungen von Dantes Paradies durch
klangräumliche "Szenen" auf, durch räumliche Positionierung und Bewegung der Ensembleverstärkung
und der Zuspielklänge. Die Räume und Wandlungen spiegeln sich auch in der Auswahl von Gesangstexten
wider. Sie entstammen zum einen Dantes Matelda, der Verkörperung der Muse im Irdischen Paradies
auf dem Gipfel des Läuterungsberges - ein Ort der Tätigkeit um Ihrer selbst willen. Als ein
Ergebnis dieser, kann man das doppelseitige Blatt mit Zahlenreihen und Buchstabenfolgen des
Heilanstaltspatienten Josef Heinrich Grebing (1879-1940) sehen. Es ist Bestandteil der
Prinzhornsammlung Heidelberg und Teile daraus werden als Sprachsamples zugespielt.
Weitere Gesangstexte stammen von Beatrice, Dantes Führerin vom Irdischen Paradies aus durch
die Sphärenräume der Planeten und Sterne über das Primum Mobile bis ins Empyrium zur Transzendenz.
Matthias Ockert
Slot 2:
A. Portrait Trevor Wishart, Giga-Hertz-Preisträger 2008
01. Red Bird
A political prisoner's dream / 45:07
02. Anticredos / 17:18
B. Portrait Josef Klammer, Gastkünstler des ZKM | Institut für Musik und Akustik
Josef Klammer wird seine ZKM-Produktion Toysrus 3 in einem Konzert am 07. März 2009
im ZKM_Kubus präsentieren.
KPD - Klammer 7 Puschnigg Duo
Live at Stockwerk Graz
Haimo Puschnigg - piano
Josef Klammer - drums, percussion & electronics
01. Tripple Ripple / 10:02
02. Bieli Bieli / 5:15
03. Wilder Mann / 12:19
04. Toysrus / 4:08
05. Ausklang 1 / 6:06
06. Housewife's Tools / 2:34
07. Jazz Breakfast / 10:41
08. Piano Toys / 9:09
09. Blues in f, b, es, as, des, ges, h, e, a, d, g, c / 1:11
Der englische Komponist Trevor Wishart, Jahrgang 1946, wurde 2008 für sein Lebenswerk
vom Experimentalstudio des SWR gemeinsam mit dem Institut für Musik und Akustik des ZKM |
Zentrum für Kunst und Medientechnologie Kalrsruhe mit dem Hauptpreis des Giga-Hertz-Preis
für elektronische Musik ausgezeichnet, Preissumme 15.000 Euro. Zur Jury gehörten: François
Bayle, Jonathan Harvey (Hauptpreisträger 2007), Peter Weibel (CEO ZKM), Armin Köhler (SWR2),
Ludger Brümmer (ZKM | Institut für Musik und Akustik) und Detlef Heusinger (Experimentalstudio
des SWR).
Die Begründung lautete:
"Insbesondere mit seinen Entwicklungen im Bereich der Software Synthese machte Wishart komplexe
Klangverarbeitung verständlich und anwendbar. Trevor Wishart konzipierte 1986 zusammen mit
anderen Komponisten das Composers Desktop Project für Atari und Unix Computer. Hervorzuheben
ist auch seine Arbeit in der Musikerziehung und die Formulierung seiner ästhetischen und
technischen Ansätze in didaktisch ausgerichteten Schriften wie z. B. 'Audible Design' und
'On Sonic Art'. Ebenso eigenständig wie seine Projektarbeit ist seine kompositorische
Ästhetik, die sich durch eine komplexe jedoch zugleich fassliche Dekonstruktion von vokaler
Gestik auszeichnet. Seine Musik ist enorm wirkungsvoll und hat Generationen von Komponisten
geprägt."
Josef Klammer, geb. 1958, Lienz / Osttirol
Photographenausbildung, Schlagzeugstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. 1994 Förderungspreis für Computer-Musik des österreichischen Bundesministeriums. 2003 Elektronikpreis mit dem Klammer&Gründler Duo des Musikforums Viktring und der ELAK Wien.
Ausstellungen, Klanginstallationen und musikübergreifende Projekte in Wien, Hongkong, Sevilla, New York, Darmstadt, Katzow, Rimini, Paris.
Musik für Radio, TV und Film. Hörspiele und Sendungen für den ORF.
Bühnenmusik für Produktionen an den Schauspielhäusern Hamburg, Stuttgart, Schwerin, Gera, Ljubljana, Klagenfurt, Linz und Graz, sowie bei den Wiener Festwochen.
Gaststipendien am ZKM Karlsruhe (08) und dem IEM der Musikuniversität Graz (01, 03, 08, 09)
Juror beim Prix Ars Electronika 08 / Digital Music
Zahlreiche Konzerte und Tonträger mit vielen Ensembles für Neue Improvisierte Elektronische Musik.
Weitere Infos:
www.klangkunstpreis.de
Hören Sie Mitschnitte aus dem vielfältigen Konzertbetrieb im ZKM-Kubus sowie künstlerische Eigenproduktionen des ZKM | Institut für Musik und Akustik.