Studioforum
Woche 32 - 40 / 03.08.09 - 30.09.09
Sondersendung zu next_generation 3.0 "Licht-Raum-Klang"
Mitschnitte der Konzertstücke des Institute for Computer Music and Sound Technology ICST
Zürich, des Studienbereich Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern (HKB)
und Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin - STEAM
01. Esther Lemi (ICST Zürich) / Lai (Erde) / elektronische Musik mit Performance / 11:10
02. Marcel Saegesser (ICST Zürich) / südhaft I-III für E-Gitarre, Sinusgenerator und / rhythmische Verstärkung / Gitarre: Virginia Arancio / 15:10
03. Lilian Beidler (HK Bern) / pol air für Föhnorchester (bespielte Installation für 11 Föhne, Eis und acht Lautsprecher) / 12:39
04. Lilian Beidler und Cyrill Lim (HK Bern) / I skype you skype me für zwei Skype-Performer / 3:34
05. Christine Hasler (HK Bern) / Euphoria/euphorïa oder Alles was zählt, ist mein Gefühl / Hörstück / 7:27
06. Cyrill Lim (HK Bern) / Dungchen für Posaune und Elektronik / 19:10
07.
Antoine Daurat (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / L‘Oisoïde, Live-Elektronik / 2009 / 8:19
08. Eres Holz (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Transmigrationen /
6:14
09. Seiko Itoh(Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Love Song Maschine – Clevnikov, für Video und zwei Lautsprecher, 2009 / 5:35
10.
Daniel Plewe/Silvia Ocougne (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Baile da Saudade / Silvia Ocougne: 7-saitige Midigitarre / Daniel Plewe: Live Elektronik, Klangregie / 15:48
01. Esther Lemi (ICST Zürich) / Lai (Erde) / elektronische Musik mit Performance / 11:10
„A philosopher beat a drum and shouted: I am making a philosophical noise! This
noise is of no use to anyone, it even annoys everyone. But if it annoys everyone,
that means it is not of this world. And if it‘s not of this world, then it‘s from another
world. And if it is from another world, then I shall keep making it. The philosopher
made her noise for a long time. But we shall leave this noisy story and turn to the
following quiet story about trees.“ (Daniil Kharms)
Esther Lemi hat Malerei und Komposition in Athen studiert und das Masterstudium in Tanzperformance und Videokunst an der UdK in Berlin abgeschlossen. Sie ist Doktorandin an der Musikwissenschaftlichen Fakultät in Athen und ist Stipendiatin der Schweizerischen Eidgenossenschaft für das CAS Studium in Computer Musik an der ZHdK - Zürcher Hochschule der Künste für das akademische Jahr 2008/09.
02. Marcel Saegesser (ICST Zürich) / südhaft I-III für E-Gitarre, Sinusgenerator und / rhythmische Verstärkung / Gitarre: Virginia Arancio / 15:10
südhaft I spielt mit der engen Verwandtschaft zwischen Flageolett und dem
Sinuston; es sucht die E-Gitarre nach reinen und ewig währenden Flageoletttönen
ab, baut daraus eine Landschaft mit Lücken und Zwischenräumen und schafft auf
diese Weise Raum. südhaft II reduziert die vormals mitgestaltende Instrumentalistin
auf einen bloßen Generator mit kontinuierlichem Klang und überlasst es
elektronischen Schaltungen, diese Texturen zu bewegen und sie rhythmisch zu
durchlöchern. Die innere Unruhe des Klanges treibt die Entwicklung voran. südhaft
III findet schließlich zu den anfänglichen Impulsen zurück und schafft durch deren
Verräumlichung einen skulpturalen Zustand - auch hier wird abermals mit Gleichheit
und Ähnlichkeit gespielt.
Marcel Saegesser Studium der Musik und Medienkunst bei Daniel Weissberg und Michael Harenberg an der Hochschule der Künste Bern. Gegenwärtig Kompositionsstudium an der Zürcher Hochschule der Künste bei Kaspar Ewald und Germán Toro Pérez. Im Vordergrund seiner Arbeit stehen Kompositionen und Klangcollagen mit akustischen Instrumenten, die mit radikalen elektronischen Verfremdungsverfahren und auch reiner Samplingmusik verbunden werden. Ein großes Interesse gilt der Disziplin übergreifender Zusammenarbeit mit Szene, Sprache, Stimme, Tanz, Bewegung, Bild und Raum.
03. Lilian Beidler (HK Bern) / pol air für Föhnorchester (bespielte Installation für 11 Föhne, Eis und acht Lautsprecher) / 12:39
Wippend stehen sie im Kreis, im Schwarzlicht doch so bunt, schmelzen sie das Eis,blasen sich die Getriebe wund. In dem Stück thematisiere ich physische Aspekte
der menschlichen Existenz wie Luft und Wasser, Wärme und Kälte, Innen und
Außen und erzeuge damit auf einer klanglichen Ebene weitere Dualismen: Komposition
und Zufall, Polyphonie und Polyrhythmik, analog und elektronisch erzeugte
Klänge. Die Föhne werden ihrer Alltagskonnotation enthoben und verwandeln sich
in klangschöpfende Wesen. Im weiteren Sinne geht es auch um die Gegensatzpaare
Begriff und Metapher, Körper und Virtualität, Intelligenz und System, Sakralität
und Profanität, Aktion und Reaktion.
Lilian Beidler wurde am 1. März 1982 in Bargen (CH) geboren. Unterricht auf diversen Instrumenten und Mitwirkung an verschiedenen Chor-, Kammermusik-, Orchester und Bandprojekten. Neben ihrer Muttersprache Deutsch spricht und schreibt sie fließend Englisch, Französisch und Spanisch und hat Grundkenntnisse in Russisch und Italienisch. Nach der Matura 2001 Sprachaufenthalte in Russland, Zentral- und Lateinamerika, USA, China, Südostasien und Afrika. Seit Wintersemester 2005 Studium Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern (CH), das sie 2008 erfolgreich mit dem Bachelor abschloss. Im Sommer 2007 absolvierte sie ein Praktikum bei der Kulturorganisation Hazira in Jerusalem (IL). Seit Herbstsemester 2008 studiert sie im transdisziplinären Masterstudiengang Contemporary Arts Practice (CAP) an der Hochschule der Künste Bern. Ihr besonderes Interesse gilt den Sparten Performance, Filmmusik und Sounddesign.
04. Lilian Beidler und Cyrill Lim (HK Bern) / I skype you skype me für zwei Skype-Performer / 3:34
Als Performer stellen wir uns in den Dienst des Mediums, welches durch die über
das Internet aufgebaute Verbindung durch Skype sowohl physisch unfassbar, als
auch durch die physisch fassbaren Eigenschaften des Lautsprechers bzw. Mikrofons
mit sich selbst kommuniziert.
Cyrill Lim geboren am 4. März 1984 in Zug, Schweiz. Posaunen- und Kompositionsunterricht bei Dr. Roland Dahinden. Seit 2004 technische Realisationen im Medienkunstbereich (Landesgalerie Linz, Fotogalerie Wien, Kunsthaus Zug etc.). Bachelor of Arts in Music an der Hochschule der Künste Bern im Studiengang Musik und Medienkunst. Seit 2008 Masterstudium in Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern. Minorstudium Elektroakustische Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste. Klanginstallationen und Performances bilden den Schwerpunkt seiner Arbeiten, welche sich hauptsächlich mit Aspekten der Wahrnehmung und der Reflexion der verwendeten Medien auseinandersetzen.
05. Christine Hasler (HK Bern) / Euphoria/euphorïa oder Alles was zählt, ist mein Gefühl / Hörstück / 7:27
Gedanken schwirren. Der Dokumentarfilm-Kommentator gibt Kommentare. Der
Körper gibt Antwort. Ein Einstieg, dann beginnt das Gefühls-Karussell zu drehen.
Wo fängt das Gefühl an, wo hört Euphorie auf?
Christine Hasler (*1987) Bereits in der 2. Klasse entstehen erste Lieder, begleitet mit Ukulele. Musisches Gymnasium in Solothurn mit Hauptfach Gesang, eigene Bands, Vorkurs an der Jazz Schule in Bern mit Hauptfach Gesang. Seit Herbstsemester 2009 Bachelor an der Hochschule der Künste Bern im Studienbereich Musik und Medienkunst. Nennt sich als Singer-/Songwriterin im unklassischen Sinne „Lia Sells Fish“.
06. Cyrill Lim (HK Bern) / Dungchen für Posaune und Elektronik / 19:10
Schwebungen, Obertonstrukturen, Differenzklänge, natürliche Phänomene, die
hier ins Zentrum gerückt werden. Die Posaune ist das ideale Instrument für die
erforderliche mikrotonale Spielweise, für eine Reise durch die Dissonanzen auf der
Suche nach den Konsonanzen.
07.
Antoine Daurat (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / L‘Oisoïde, Live-Elektronik / 2009 / 8:19
Antoine Daurat wurde 1985 in Paris geboren. Im Alter von sechs Jahren nahm er seinen ersten
Geigenunterricht, mit dreizehn Jahren begann der Klavierunterricht. Nach dem
Abitur studierte er Musiktheorie an den städtischen Konservatorien von Paris. 2006
übersiedelte er nach Berlin und nahm ein Jahr lang Kompositionsunterricht bei Michael
Beil in der studienvorbereitenden Abteilung der Musikschule Kreuzberg. Seit
2007 studiert er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin Komposition
bei Hanspeter Kyburz und elektronische Musik bei Wolfgang Heiniger.
08. Eres Holz (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Transmigrationen /
6:14
geboren 1977 in Israel. 1998-2002 schloss er erfolgreich sein Bachelor in Komposition
bei Ruben Seroussi an der Tel-Aviv-Universität (Buchmann-Mehta School of
Music) ab. Seit Oktober 2003 studiert er Komposition an der HfM Hanns Eisler bei
Hanspeter Kyburz und Computer-Musik bei Wolfgang Heiniger. Seit 2003 ist er ein
Mitglied des Instituts für neue Musik in Berlin, seit 2007 Mitglied des Komponistenvereins
Klangnetz in Berlin. 2. Preis für Komposition beim Hanns-Eisler-Preis für
Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik 2005 und 2008. Im Jahre
2008 wirkte er im Team von dem ECMCT-Projekt (European Course for Musical
Composition and Technologies) an der TU in Berlin. 2008 unterrichtete er algorithmische
Komposition an der Universität der Künste in Berlin sowie an der Hochschule
für Musik Hanns-Eisler. Seit 2009 ist er Meisterschüler bei Hanspeter Kyburz an
der HfM Hanns Eisler in Berlin.
09. Seiko Itoh (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Love Song Maschine – Clevnikov, für Video und zwei Lautsprecher, 2009 / 5:35
Ein Hauptinteresse unserer Arbeit bestand darin, die parallel ablaufenden klanglichen
und visuellen Informationen möglichst verwirrend und in schnell wechselnden
Konstellationen miteinander zu kombinieren. Das Stück entstand im Februar
2009 im Rahmen einer Kooperation der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“
Berlin mit der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart.
10.
Daniel Plewe/Silvia Ocougne (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin) / Baile da Saudade / Silvia Ocougne: Komposition / 7-saitige Midigitarre / Daniel Plewe: Live Elektronik, Klangregie / 15:48
Silvia Ocougne beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Rekontextualisierung von
Musik ihrer Heimat Brasilien im Kontext der neuen experimentellen europäischen
Musik. Das Stück Baile da Saudade trägt den Namen eines Fernseh-Programms in
Brasilien, dass traditionelle Lieder aus der „Musica Popular Brasileira“ präsentiert
hat. Baile da Saudade besteht ursprünglich aus einem Repertoire, das in 2 Teilen
unterschiedlich bearbeitet ist, was im ersten Teil eine Abstraktion der Lieder durch
die Bewegung des Klangs im Raum dargestellt wird und im zweiten Teil zu einem
richtigen Ball werden kann, indem das Publikum zum Tanzen eingeladen und die
Gitarre in die Musik einer ganzen Tanzkapelle transformiert wird. An der Seite von
Silvia Ocougne steht Daniel Plewe, der für die Live-Elektronik verantwortlich ist. Für
das „next_generation“ Programm im ZKM wird aufgrund der Länge lediglich ein
Abschnitt vom ersten Teil präsentiert. Durch traditionelle Interpretationen - bis hin
zu Improvisationen - und Kompositionen bewegt sich der Ball. Mischung, Vermischung,
Bewegung sowohl im Stil als auch im Raum.
Silvia Ocougne in São Paulo geboren, studierte an der Universität von São Paulo Komposition bei Willi Correa de Oliveira und Gitarre bei Manoel São Marcos und Paulo Bellinatti u.a. 1984 erhielt sie ein Stipendium des brasilianischen Kultusministeriums für das Studium „Third Stream Guitar“ am New England Conservatory, Boston, USA. Dort studierte sie unter anderem bei Ran Blake und Mick Goodrick. 1986 schloss sie das Studium mit dem „Master of Music with Honours and Distinction in Performance“ ab. Silvia Ocougne lebt seit 1987 in Berlin, wo sie als Musikerin und Komponistin im Bereich neuer, experimenteller und brasilianischer Musik arbeitet. Sie hat mit zahlreichen Musikern wie Carlo Domeniconi, Chico Mello, Arnold Dreyblatt, Livio Tragtenberg oder Daniel Ott sowie die Bildender Künstler Jimmie Durham, Adel Abdessemed, Dirk Lebahn und Maria Thereza Alves zusammen gearbeitet. Zahlreiche interdisziplinäre Kompositionen für Klanginstallationen, Film, Hörspiel, Theater sowie ortgebundene Kompositionen. Mitwirkung bei Uraufführungen u.a. Werke von La Monte Young, Louis Vierk, John Zorn, Leo Masliah, David First, Stephanie Schweiger, Il-Ryng Chung, Graciela Paraskevaidis oder Vitold Szalonek. Konzerte in Deutschland, Argentinien, USA, China, Türkei, Rumänien, Frankreich, Spanien, Serbien, Brasilien.
Elektronische Studios aus ganz Deutschland und dem Ausland werden hier portraitiert und stellen ihre aktuellen Projekte, Forschungsvorhaben und Entwicklungsarbeiten vor. Das Studio-Forum dient langfristig dem Austausch zwischen den Studios als Produktionsstätten vielfältiger elektroakustischer Musik und Klangkunst.