Konzerte/Mitschnitte

Do 01.06.10 - Fr 31.07.10

Teil 1: Matthias Becker und Klaus Stühlen
Elektronische Musik aus Köln: Synthesizer von Gestern, Vol. 1, Ed. Originalton West / 1990 / 62:26

1. arp odyssey / 1:54
2. yamaha cs-60 / 3:45
3. oberheim sem / 2:04
4. korg mono-poly / 3:16
5. minimoog / 1:59
6. memorymoog / 4:48
7. roland jupiter 8 / 2:42
8. yamaha cs-60 / 2:07
9. sequential pro one / 2:58
10. korg ps-3100 / 3:27
11. roland sh-5 / 3:38
12. rhodes chroma / 2:15
13. korg poly 800 / 2:18
14. roland system 100 / 2:39
15. roland juno 60 / 3:18
16. mellotron / 1:39
17. ems synthi a / 2:17
18. rhodes chroma / 3:41
19. ppg wave 2.2 / 3:16
20. yamaha cs-15 / 2:49
21. korg ms-20 / 2:46
22. moog system 55 / 2:38

Musik bei allen Titeln: Klaus Stühlen, bis auf:
Titel 1, 3, 16 und 22 (Musik: Klaus Stühlen / Matthias Becker) und Titel 17 (Musik: Matthias Becker)
Aufgenommen und abgemischt von Matthias Becker und Klaus Stühlen im ORIGINALTON WEST Studio/ Köln
Produziert von Matthias Becker
Nachbearbeitung für Compact Disc: John Cremer

Grundidee bei der Realisation dieser CD war es, die in dem Buch SYNTHESIZER VON GESTERN (erschienen beim Musik Media Verlag Köln, 1990) beschriebenen historischen Synthesizer auch klanglich vorzustellen. Jede der auf der CD vorgestellten Kompositionen wurde deshalb jeweils nur mit einem einzigen Synthesizer realisiert, wobei wir uns bemühten, die für das jeweilige Gerät typischen Klangcharakteristika herauszuarbeiten. Soweit die Instrumente es erlaubten, wurden sie über entsprechende Interfaces per MIDI angesteuert; wo dies nicht möglich war, haben wir zwangsläufig auf Computerunterstützung bei der Einspielung verzichtet. Die einzelnen Sounds und Stimmen wurden nacheinander Spur für Spur auf einer 16-Spur-Maschine aufgezeichnet, dann in Stereo abgemischt und auf R-DAT Recorder gemastert. An Peripheriegeräten bei der Abmischung kamen digitale Hallgeräte, Exciter, Noisegates und Kompressoren zum Einsatz.
Mehr Infos zu den einzelnen Tracks bei Originalton West.

Teil 2: Historische Werke
1. Gottfried Michael Koenig: Klangfiguren II / 1955-56 / 11:38
2. Edgard Varèse: Poème Électronique / 1958 / 08:08
3. Iannis Xenakis: Concret PH II / 1958 / 02:04
4. Herbert Eimert: Etüde über Tongemische / 1954 / 04:15
5. Herbert Eimert: Fünf Stücke / 1955 / 12:52

Gottfried Michael Koenig: Klangfiguren II
The basic material of Klangfiguren II consists of sound sequences of varying length, each defined by a time-direction (serial distribution, acceleration, deceleration, slow-fast-slow, fast-slow-fast) and a pitch-direction (serial distribution, rising, falling, rising-falling, falling-rising). The fifteen formsections are based on fifteen such sound sequences: each is used once, but is simultaneously subjected to a type of destruction peculiar to each section. They are interpolated, i.a. broken up into groups, the order of which is changed: they are layered; the same sequence appears simultanously at different pitches and speeds, giving the densified frequency / time structure a statistic character which enhances the time and movement direction: rests, separate single sounds or groups of sounds: sounds or groups of sounds are reverberated (they disappear into or emerge from the depths of space, reverberation linking the sounds in new ways - particularly across the pauses). These four types of destruction are furthermore used in eleven combinations.

Edgard Varèse: Poème Électronique
"Edgard Varèse's Poème Électronique is widely acknowledged to be one of the first great creations of electronic tape music. Poème Électronique, Varèse's last completed work, was created at the Philips Laboratories, Eindhoven, The Netherlands, for the Philips Pavillion at the Brussels World's Fair, May-October, 1958. The original consisted of three synchronized tracks, to be played on multiple amplifiers and loudspeakers over diverse 'sound routes.' (Jonathan Bernard gives the number of amplifiers as ten, loudspeakers as 150; Varèse gives twenty and 425). Despite the new medium it has the sound and feel of Varèse's instrumental music: bells and sirens, quasi-mechanical and percussion timbres, haunting human voices. In it we also find the unique sonic juxtapositions that have electrified, mystified, or antagonized listeners for more than half a century. Repeatedly discussed, Varèse's music remains the most elusive of the acknowledged twentieth-century classics. Indeed, it still seems to challenge that category. Why? Analysis and understanding of Varèse's late music has been inhibited less by its novel electronic medium than by the revolutionalry oppositional poetics it shares with his earlier music: works progressing in 'opposing planes and volumes.' How, in an art dominated by a metaphysics of unity and by theories of scalar pitch gradation, can we understand a music based on successions of 'alternate, opposite states?' Poème Électronique, the goal of Varèse's entire life's work, is the last, most uncompromising masterpiece of this oppositional poetics."
(extract from the analytic essay Varèse: A Sonic Poetics, by Robert Cogan, for Neuma CD 450-74)

Iannis Xenakis: Concret PH II
Dieses Werk wurde 1958 von Philips für die Brüssler Weltausstellung in Auftrag gegeben. Es sollte das Publikum auf die von Le Corbusier im Pavillon erarbeitete Inszenierung auf einer Musik von Varèse psychologisch vorbereiten. Die 400 an der Innenseite der Schale angebrachten Lautsprecher sollten den Raum mit den funkelnden Klängen von "Concret P.H." füllen und eine gemeinsame Ausstrahlung von Architektur und Musik als Ganzes schaffen: der Rauheit des Betons und seinem internen Reibungsfaktor entsprach die Klangfarbe der funkelnden Töne. Die statistische Folge der formellen Entwicklungen der körnigen Klänge und die kinematische Stereophonie sollten eine vollkommene Übereinstimmung zwischen den Klängen und den plastischen Formen des Pavillons herbeiführen. Die Architektur des Pavillons, ebenfalls von Xenakis für Le Corbusier geplant und gestaltet, basierte ausschließlich auf den geregelten windschiefen Flächen oder "hyperbolischen Paraboloïden (P.H.)". Concret P.H. von Iannis Xenakis führt zu einer kuriosen Analogie zwischen afrikanischer Dichte und statistischer Dichte durch kontinuierliche Anhäufung von feinen Schlagklängen, erzeugt durch das vielfältige Knistern einer brennenden Holzkohle.

Herbert Eimert
wurde in Bad Kreuznach als Sohn einer Geigenlehrerin geboren. Nach dem Kriegsabitur am humanistischen Gymnasium wurde er 1914 zum Kriegsdienst eingezogen. 1919 kam er aus der Kriegsgefangenschaft frei. Von 1919-1924 studierte er Musiktheorie und Komposition am Kölner Konservatorium bei Hermann Abendroth, Johann Eduard Franz Bölsche und August von Othegraven. Die Veröffentlichung der Atonalen Musiklehre führte zum Streit mit Bölsche, der ein Streichquartett Eimerts solcher Richtung von der Abschlußprüfung absetzte und Eimert aus seiner Kompositionsklasse wies. Eimert verließ daraufhin das Konservatorium und began 1924 ersatzweise das Studium der Musikwissenschaft an der Kölner Universität, das er mit der Promotion 1931 abschloss. Ab 1927 war Eimert Mitarbeiter beim WDR und bei Musikzeitschriften. 1933 verließ er (freiwillig?) seine Stellung beim Rundfunk und "überwinterte" als Redakteur bei der Kölnischen Zeitung. Solchermaßen unbelastet wurde er 1945 der erste Angestellte des NWDR. Diese Stellung ermöglichte es, sein Streben nach Erneuerung der Musik fortzuführen. So begründete er 1951 ebenda das weltweit erste Studio für Elektronische Musik, dessen Leitung ab 1963 Karlheinz Stockhausen übernahm. 1951-1957 war er außerdem Dozent bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt. 1965 wurde er Professor an der Hochschule für Musik Köln berufen, dort unterrichtete er Komposition und war (bis 1971) Leiter des dortigen Studios für elektronische Musik. Die musikalische Ausrichtung Eimerts spiegelt exemplarisch die nach dem zweiten Weltkrieg einsetzende Erweiterung der Ideen der Zwölftonmusik in die des Serialismus wider.


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