Die ersten sechs Stücke widmen sich ausgehend von György Ligeti und Tristan Murail, dem Thema Klangerforschung – von „unplugged“ bis zur elektronischen Klangerzeugung. Junge Komponisten wie Marco Nikodijevic und Vassos Nicolaou – gegenwärtige und ehemalige Stipendiaten der IEMA und des IMA – und etablierte wie Gérard Buquet und Philippe Hurel beleuchten in der spezifischen räumlichen und akustischen Situation des Kubus am ZKM die Aspekte ihrer eigenen Klangwelt.
„Geste – Theater – Raum“, Sprache und Musik bis zum Verstummen, Hintergründiges und vermeintlich Komisches, dies sind Schlagworte der letzten drei Werke von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Vinko Globokar.
01. Gérard Buquet / L'astre échevelé / für Sopransaxophon und Live Elektronik / 2009 / 12:51
02. Vassos Nicolaou / Recent / für Instrumente und Elektronik / 2008 / 14:18
03. Philippe Hurel / À batons rompus / für Altsaxophon und Schlagwerk / 2008 / 9:22
04. Tristan Murail / Allégories / für Ensemble und Elektronik / 1989/90 / 16:28
05. Marko Nikodijevic / grid/index [I] / 2011 / 11:51
06. György Ligeti / 6 Bagatellen für Bläserquintett / 1953 / 12:59
07. Vinko Globokar / Atemstudie / für Oboe solo / 1971 / 11:24
08. Karlheinz Stockhausen / Rotary für Bläserquintett / 1997 / 8:50
09. Mauricio Kagel / Match / für drei Spieler / 1966 / 19:37
Slot 2:
Sound Art @ Het Apollohuis: Ausschnitte aus Konzertaufnahmen 1980-1985
ZKM milestones
2 CDs WER 2069 2
Im Het Apollohuis im niederländischen Eindhoven wurden von 1980 bis 1997 Künstler in zahlreichen
Ausstellungen und Installationen, Performances und Konzerten präsentiert und kunsttheoretische
Debatten geführt. Unter der Leitung seiner Gründer Paul und Hélène Panhuysen wurde das Haus zum
wichtigen Zentrum der Avantgarde zwischen bildender Kunst und Musik. Seit 2009 befindet sich das
Archiv von Het Apollohuis mit zahlreichen Ton-, Text- und Bilddokumenten am ZKM und wird dort
wissenschaftlich erschlossen, dokumentiert und bewahrt.
In dieser Edition werden zuvor unveröffentlichte Ausschnitte von Konzert- und Performance-Aufnahmen
wichtiger Künstler vorgestellt.
Auf der ersten CD (Track 1-12) finden sich Einspielungen aus dem Umkreis körperbezogener Arbeit,
auch mit neuen und selbst erfundenen Musikinstrumenten; die zweite CD (Track 13-23) ist Sampling-Techniken
gewidmet, die sich in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt haben.
01. Max Eastley / Performance / 1984 / 5:15
02. Judy Dunaway / Balloon March / 1994 / 2:00
03. Z'EV / Sound Performance / 1980 / 5:33
04. Akio Suzuki with Junko Wada / Ougi / 1994 / 3:56
05. Jackson McLow with Anne Tardos / The Black Tarantula / 1983 / 4:32
06. Hugh Davies / Concert / 1984 / 5:29
07. Shelley Hirsch / Zang / 1985 / 5:19
08. Alvin Lucier / Music for Solo Performer / 1987 / 3:07
09. Mark Trayle / Basic Harmony Pt. 1 / 1993 / 4:24
10. Jim Pomeroy / Celestial Mechanix / 1987 / 3:17
11. Paul DeMarinis with Laetitia Sonami / From Olmstead: A Journey Through Texas / 1991 / 5:50
12. Chris Mann / Tout après maintenant / 1983 / 2:57
13. Paul Panhuysen / Kanary Grand Band / 1990 / 4:57
14. Jaap Blonk / Obbele Boep «m Pam / 1991 / 2:05
15. Bob Ostertag / Burns Like Fire / 1995 / 3:12
16. Thomas Köner / Swimming in a Pool of Sounds / 1995 / 2:49
17. Petr Kotik / Cheep Imitation [John Cage] / 1984 / 4:51
18. David Moss with Axel Otto and Frank Schulte / The Day We Forgot / 1991 / 4:30
19. Ron Kuivila / Loose Canon / 1989 / 11:22
20. Phill Niblock with James Fulkerson / Concert / 1991 / 7:47
21. Arnold Dreyblatt and his European Orchestra of Excited Strings / Propellers in Love / 1986 / 9:56
22. David Dramm with Ann LaBerge / Bolero / 1992 / 3:45
23. The Michael Gordon Philharmonic / Erlkönig [Franz Schubert, 1815] / 1989 / 6:08
01 Max Eastley, Performance, 07.12.1984
Die Performance wurde im Het Apollohuis während der Laufzeit von Max Eastleys Ausstellung aufgeführt.
Die Ausstellung bestand aus rotierenden Stahldrähten, die an kleinen Motoren vor der Wand hingen. Zu deren
Klängen komponierte Max Eastley passende Hörstücke, für die er eine Reihe selbst gebauter Instrumente
mitbrachte. Die meisten Klänge dieser Aufnahme entstanden dadurch, dass längere Plastikrohre mit großer
körperlicher Energie herumgewirbelt wurden.
Max Eastley (*1944 in Torquay, Devon, UK) studierte bildende Kunst an der Middlesex University und ist heute
einer der wichtigsten Vertreter der improvisierten Musik in Großbritannien. Seit den späten 1960er-Jahren
hat er sowohl seine eigenen Instrumente gebaut als sich auch einer großen Zahl wechselnder Improvisationsgruppen
angeschlossen. Zahlreiche Stipendien, Hunderte von Konzerten weltweit und einige Dokumentarfilme über seine
Arbeit zeugen von seinen Erfolgen.
www.facebook.com/pages/Max-Eastley/99619326163
02 Judy Dunaway and her Balloon Ensemble, Balloon March, concert for balloons, 17.04.1994
Das Balloon Ensemble - hier bestehend aus der Komponistin, Evan Gallagher und Gitta Schäfer - produziert
Klänge, indem die Oberflächen aufgeblasener Ballons gerieben und gekratzt werden, indem man Luft
herauslässt und sie in verschiedene Richtungen auseinanderzieht. Das Ergebnis sind perkussive und
verzerrte Klänge, die in teilweise komponierten, teilweise improvisierten Stücken vorgeführt werden.
Das hier wiedergegebene Stück ist der Anfang eines langen Konzerts mit hohen Obertönen; es demonstriert
vor allem die rhythmischen Möglichkeiten des Balloon Ensembles. Was man hört, ist der Einzug des Ballon
Ensembles in den Raum und das Platznehmen vor der gegenüberliegenden Wand.
Judy Dunaway wurde 1964 in Mississippi geboren und hält einen PhD in Komposition von der State University
of New York in Stony Brooks. Vorher studierte sie an der Wesleyan University in Connecticut, unter
anderem bei Alvin Lucier. Seit 1990 hat sie mit ihrem Balloon Ensemble sehr viele Konzerte gegeben
und unterschiedlichste Auftragswerke geschaffen; parallel dazu ist sie in zahlreichen Sozialprogrammen
engagiert. 2006 war sie an der Gründung von S.W.I.R.L. (Sex Workers' Internet Radio Library) beteiligt,
einer pädagogischen Website für Klangkunst.
emedia.art.sunysb.edu/judydunaway
03 Z'EV, Sound Performance, 16.11.1980
In seinen von ihm so genannten ćwildenÓ Performances nutzt Z'EV sowohl übliche als auch selbst gebaute
Perkussionsinstrumente, die sehr oft aus Metallplatten und industriellem Abfall gefertigt sind, aber
auch sehr genau konstruierte Kunststoff- oder Titaniumteile. Die hier wiedergegebene Aufnahme dokumentiert
einen mehr als zweistündigen, sehr lauten und atemberaubenden Auftritt. Einige der Objekte, die man hier
als Instrumente hört, wurden im industriellen Müll rund um Het Apollohuis in Eindhoven gefunden.
Z'EV (Stefan Joel Weisser) wurde 1951 in Los Angeles geboren, lernte ab dem Alter von drei Jahren
Schlagzeug und studierte 1967 bis 1969 aufgrund seines Interesses an perkussiver Musik am California
Institute of the Arts, vor allem beim Fluxus-Poeten Emmett Williams und beim Bildhauer Claes Oldenburg.
Er veröffentlicht seine lyrischen Arbeiten unter dem Namen S. Weisser und verwendet das Pseudonym Z'EV für
seine perkussiven Arbeiten. Seit Mitte der 1980er-Jahre hat er sich mehr der Mallet-Schlagarbeit zugewandt.
Er lebt in London.
www.rhythmajik.com
04 Akio Suzuki with Junko Wada, Ougi, Performance for Music and Dance, 27.11.1994
Für seine Installation hatte Akio Suzuki eine große Anzahl von Flaschen auf dem Boden aufgestellt und sie
unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllt. Das Konzert begann mit dem Anblasen dieser Flaschen, was aufgenommen,
abgespielt, wieder aufgenommen und schließlich durch ein kleines Verstärkersystem abgespielt wurde. Während
sich Akio Suzuki auf die unterschiedlichen Klangvariationen konzentrierte, tanzte Junko Wada dazu mit langsamen,
elaborierten und sehr künstlichen Bewegungen.
Der bildende Künstler und Klangkünstler Akio Suzuki wurde 1941 in Pjöngjang (heute Nordkorea) geboren und wuchs
in Aichi (Japan) auf. In den 1960er-Jahren begann er mit Klangaufnahmen natürlicher Geräusche, was ihn zur
Konstruktion eigener Instrumente anregte, die er in großen Installationen zusammenführte. Seine Instrumente
kommen daher im Ausstellungskontext, aber auch in ihrer ursprünglichen Funktion zum Einsatz. Seit 1989
arbeitet er mit der Tänzerin Junko Wada zusammen.
www.akiosuzuki.com
05 Jackson Mac Low with Anne Tardos, The Black Tarantula, Poems and Performance Pieces, 12.02.1983
Anne Tardos und Jackson Mac Low lesen ein Gedicht von Kathy Acker, die sich selbst Schwarze Tarantel nannte,
nach einer von Mac Low als "diastisch" bezeichneten Methode. Aus jedem Wort eines Textes werden Buchstaben entnommen
und über das laute Lesen nach bestimmten Regeln permutiert. Im Gegensatz zu anderen Aufführungen dieses Stücks
mischen die Performer hier auch vorab aufgenommene Sprachstücke zu ihren eigenen Stimmen.
Jackson Mac Low (*1922 in Chicago, 2004 in New York) war Dichter und Performancekünstler. Er graduierte
1943 an der University of Chicago, wo er antike griechische Literatur und Philosophie studierte. Von 1957
bis 1980 arbeitete er als Autor für Enzyklopädien; ab 1964 war er Teil der New Yorker Avantgarde der Musik-
und Performancekunstszene. Von 1981 bis zu seinem Tod arbeitete er mit Anne Tardos (geboren in Cannes) zusammen,
die 1966 nach New York gekommen war und heute für ihre vielkanaligen Videoinstallationen berühmt ist.
www.jacksonmaclow.com
www.annetardos.com
06 Hugh Davies, Concert, 21.12.1984
Hugh Davies hatte im Apollohuis eine große Installation seiner selbst entworfenen Instrumente aufgebaut,
die zum größten Teil aus Haushaltsgeräten wie Eierschneidern, Gabeln und Löffeln bestanden. Sie wurden auf
Tischen ausgelegt oder hingen an Seilen herunter, um von Besuchern bespielt zu werden. Für das Konzert
hatte Hugh Davies ein Orgelmanual installiert, von dem aus er alle Instrumente ansteuern und in präzise
komponierten, fest definierten Abläufen bespielen konnte; dennoch gab es innerhalb der Aufführung längere
Passagen freier Improvisation. Das hier präsentierte Stück ist integraler Teil eines Konzerts, das mehr
als eine Stunde dauerte, aber auch als eigene Komposition ausgewiesen ist.
Bereits als Jugendlicher war Hugh Davies (*1943 in Exmouth, UK, 2005 in London) von Karlheinz Stockhausens
Musik begeistert. 1961 bis 1964 studierte er Musikgeschichte und Komposition an der University of Oxford
und begann anschließend am Studio für elektroakustische Musik des WDR in Köln zu arbeiten, wo er zum
einzigen Notator von Stockhausens Kompositionen dieser Periode avancierte. Ab 1967 entwickelte er seine
eigenen Instrumente für improvisierte Musik, die er zwischen die Deckel eines Enzyklopädiebandes packte,
weshalb diese Musik den Namen "SHOZYG" erhielt. Parallel zu seinen weltweiten Auftritten und diversen
Platten war er aktives Mitglied der britischen Artist Placement Group. Seit den 1990er-Jahren galt er
als einer der wichtigsten Musikwissenschaftler des 20. Jahrhunderts.
07 Shelley Hirsch, Zang, Song performance, 31.05.1985
In ihren Gesangsperformances präsentiert Shelley Hirsch Klangcollagen aus sehr unterschiedlichen Quellen
und Musikstilen, darunter Volksmusik. Sie schließt eigene Kompositionen in diese Performances ein, lässt
andererseits aber auch Platz für Improvisationen. Diese Präsentationen haben viel mit weiblicher Emanzipation
zu tun und sind in Auftritt und Bewegung oft sehr humorvoll. Die Stimme von Shelley Hirsch wird bei dieser
Aufnahme mit vorab aufgenommenem Tonmaterial ergänzt.
Shelley Hirsch wurde 1952 in Brooklyn, New York, geboren und hat ihre Fähigkeiten an experimentellen Theatern
in San Francisco, Kalifornien, erprobt. Ihre erste Soloperformance fand 1980 in Berlin statt; danach arbeitete
sie mit diversen Musikerinnen und Musikern zusammen, unter anderem mit Jon Rose, Elliott Sharp und Christian
Marclay. Ihre erste Schallplatte veröffentlichte sie zusammen mit David Weinstein im Jahr 1988. Derzeit
arbeitet sie mit Alvin Currans Philharmonie zusammen.
www.shelleyhirsch.com
08 Alvin Lucier, Music for Solo Performer, Concert, 01.11.1987
Das Konzert, das Alvin Lucier 1987 gab, bestand aus zwei jeweils gut halbstündigen Konzerten.
Der hier wiedergegebene Teil stammt aus der Performance Music for Solo Performer, in der
Luciers Kopf mit einer Reihe von Empfängern für Hirnströme verbunden ist. Deren Impulse werden
verstärkt und in zehn Lautsprecher versandt, die als Resonatoren für Perkussionsinstrumente dienen.
Was man hört, ist demnach eine Echtzeitaufnahme von Luciers Hirnaktivitäten.
Alvin Lucier (*1931 in Nashua, New Hampshire) ist einer der profiliertesten Komponisten der Neuen
Musik des 20. Jahrhunderts. Er studierte Musik, unter anderem 1958 bis 1959 bei Aaron Copland am
Tanglewood Music Center. In den 1960er-Jahren war er als Chorleiter tätig und unterrichtete an der
Brandeis University, Massachussetts. Seit 1970 ist er Professor an der Wesleyan University in
Middletown, Connecticut. Einige der wichtigsten Komponisten Neuer Musik - darunter etliche, die
auch auf dieser CD vertreten sind - sind seine ehemaligen Studenten.
alucier.web.wesleyan.edu
09 Mark Trayle, Basic Harmony Pt. 1, A Concert for Mattel Power Glove and Computer, 06.03.1993
Das Konzert Basic Harmony Pt. 1 vereint die beiden wichtigsten Strukturen der Klangkunst der
1990er-Jahre: die Nutzung des Körpers des Künstlers bei der Erzeugung von Klang und der Gebrauch
vorab aufgenommener, gesampelter Beispiele von Musik oder Klang. Mark Trayle verwendete hier ein
Interface für Computerspiele, den Mattel-Power-Handschuh, um einige Computer mit gesampelten
Klängen und diversen Filtern zu kontrollieren. Zwei Kompositionen wurden während des Konzerts gespielt:
das dreiteilige Basic Harmony, basierend auf physikalischen Effekten wie dem springender Bälle;
und das sechsteilige Seven Gates, beruhend auf einer räumlichen Interaktion mit dem Publikum. Auf
dieser CD findet sich der erste Teil von Basic Harmony.
Mark Trayle (*1955 als Mark Garrabrant in San Jose, Kalifornien) studierte Komposition an der
University of Oregon und am Mills College. In seiner Arbeit wurde er am stärksten von David
Behrman beeinflusst, der ihn mit hybriden analog-digitalen Interfaces vertraut machte, die Trayle
seit den 1980er-Jahren selbst zu entwickeln begann. Mark Trayle ist Gründungsmitglied der Gruppe
The Hub und ist mit einer Reihe von Projekten rund um die Welt getourt. Seit 1996 unterrichtet er
am California Art Institute in Valencia, Kalifornien.
irectory.calarts.edu/directory/mark-trayle
10 Jim Pomeroy, Celestial Mechanix, multi-media performance, 05.06.1987
Die Installationsprogramme, die Jim Pomeroy unter dem Titel Celestial Mechanix zusammengestellt
hat, umfassen eine Reihe sinnfälliger Gegenstände sowohl aus dem politischen als auch aus dem
wissenschaftlichen Kontext der USA Mitte der 1980er-Jahre. Eine Reihe von Diaprojektoren liefen
im Het Apollohuis, dazu las Jim Pomeroy - als "Dr. Zauberer" mit einer altmodischen Fliegerkappe
bekleidet - etwas aus seinem lyrischen Werk, einige politische Statements sowie einige gefundene
Texte, und um ihn herum gab es viele Maschinengeräusche.
Jim Pomeroy (*1945 in Reading, Pennsylvania, 1992 in Arlington, Texas) studierte Kunst an der
University of California in Berkeley, Kalifornien. In den 1970er- und 1980er-Jahren war er eine
prominente Figur in der politisch stark radikalisierten kalifornischen Kunst- und Performanceszene.
In den späten 1980er-Jahrenbeschäftigte er sich mit Klangkunst und Multimediaperformances, was
auch die Nutzung von Computern und digitalen Klangerzeugern einschloss.
www.jim-pomeroy.org" target
11 Paul DeMarinis mit Laetitia Sonami, From Olmstead: A Journey Through Texas, Mechanization Takes Command, 16.09.1991
Paul DeMarinis und Laetitia Sonami lesen Texte aus Sigfried Giedions Buch Mechanization Takes
Command; meist werden ihre Worte durch Computerfilter verstärkt und verändert. Die hier
präsentierte Lesung wird von verschiedenen Klängen und von einer Diaprojektion mit
Illustrationen aus dem Buch begleitet, die meist Radierungen mit Werbebildern aus den
1930er- und 1940er-Jahren zeigen.
Paul DeMarinis wurde 1948 in Cleveland, Ohio geboren und studierte Film am Antioch College in
Yellow Springs, Ohio, wo er seinen BA bei Paul Sharits erhielt; 1973 bestand er seinen MFA in
elektronischer Musik am Mills College, San Francisco, Kalifornien, nach Studien bei Terry
Riley. Seine Installationen und Performances wurden weltweit gezeigt. 2003 erhielt er
die Goldene Nica für interaktive Kunst des Ars Electronica Festivals in Linz. Paul
DeMarinis ist ein Archäologe der Aufnahmetechnologien und hat in seinen Ausstellungen
sowohl akustische als auch optische Instrumente präsentiert. Heute ist er assoziierter Professor
an der Stanford University.
www.stanford.edu/~demarini
www.sonami.net
12 Chris Mann, Tout après maintenant, performance, 19.11.1983
Die Performance von Chris Mann bestand hauptsächlich aus der Rezitation von poetischen
Werken unterschiedlicher Herkunft, inklusive französischer und chinesischer Texte,
die zudem durch eine Reihe permutativer Algorithmen in ihrer Grammatik
und Phonetik verändert worden waren. Einige dieser Texte wurden mit Saxofon und Klarinette begleitet,
gespielt von Leigh Hobba. Das hier präsentierte Stück war die Zugabe des Abends.
Chris Mann wurde 1949 in Australien geboren und studierte Sinologie und Linguistik an der
University of Melbourne. Seit den 1980er-Jahren lebt und arbeitet er in New York City, wo
er seine eigene Form des Vortragens von Poesie in Zusammenarbeit mit einer Reihe von
Musikern und Komponisten entwickelte, darunter John Cage und Kenneth Gaburo. Derzeit
unterrichtet er Medienkunst an der New School in New York City.
theuse.info
13 Paul Panhuysen, Kanary Grand Band, concert, 12.05.1990
Fünf Vogelkäfige hängen an einer Wand, in jedem ein Kanarienvogel. Die Vögel können einander hören,
aber nicht sehen. Jeder Käfig ist mit Kontaktmikrofonen an der Wand und auf dem Boden ausgerüstet,
sodass sowohl die Vogelstimmen als auch die Bewegungen der Vögel verstärkt werden können. Der
Vogelgesang wird von Paul Panhuysens Aktivitäten angeregt, und die Klänge werden durch eine Reihe
von elektronischen Geräten geleitet, sodass eine Komposition aus Rhythmen und Melodien entsteht.
Das Stück auf dieser CD ist ein Ausschnitt des Konzerts, das mehr als eine Stunde dauerte.
Paul Panhuysen (*1934 in Borgharen, Niederlande) ist ein echter Multimediakünstler. Nach seinem
Kunststudium an der Jan van Eyck Academie in Maastricht von 1954 bis 1959 studierte er
Soziologie an der Universität Utrecht bis 1961. Danach arbeitete er als Akademiedirektor in
Leeuwarden, als Museumskurator in Den Haag und Eindhoven und wurde parallel zu einem der
führenden Mitglieder der niederländischen situationistischen Nach-Fluxus-Bewegung. Seit den
späten 1960er-Jahren erweiterte sich sein Werk, ausgehend von der Malerei, in weitere Medien,
darunter Stadtplanung und Musik. Neben seiner Arbeit mit dem bis heute existierenden Maciunas
Ensemble hat er Hunderte eigener Performances aufgeführt, meist als Installationen mit langen
Saiten und mit maschinell generierter Musik. Mit seiner Frau Hélène hat er 1980 in Eindhoven
Het Apollohuis gegründet, eine Plattform von Künstlern für Künstler, die 2001 geschlossen
werden musste.
www.paulpanhuysen.nl
14 Jaap Blonk, Obbele Boep'm Pam, Performance for Voice and Electronics, 13.09.1991
Bei seinem Konzert präsentierte Jaap Blonk vierzehn Gedichte verschiedener Stile und
Aufführungsformen, einige davon mithilfe elektronischer Klanggeräte. Selbstverständlich
enthielt auch diese Aufführung eine Version von Kurt Schwitters Ursonate, doch das auf
dieser CD enthaltene Stück basiert auf Blonks eigener Lyrik und Komposition.
Jaap Blonk (*1953 in Woerden, Niederlande) hat Physik, Mathematik und Musikwissenschaften
studiert, ist als Vortragender jedoch Autodidakt. Seit Ende der 1970er-Jahre hat er
Hunderte seiner einzigartigen, oft humorvollen Performances gegeben.
www.jaapblonk.com
15 Bob Ostertag, Burns Like Fire, Concert for Live Electronics, 07.06.1995
Von 1989 bis 1999 arbeitete Bob Ostertag ausschließlich mit einem Sampler, dem Ensoniq
ASR-10. Mit ihm nutzte er selbst gemachte Aufnahmen von jeglicher Art sozialen
Zusammenkünften. Die Komposition Burns Like Fire, aus der das hier wiedergegebene
Stück entnommen wurde, basiert auf Aufnahmen von einer Demonstration von Homosexuellen
in San Francisco im Jahr 1990.
Bob Ostertag (*1957 in Albuquerque, New Mexico) studierte am Oberlin Conservatory of
Music in Ohio und begann seine Karriere 1976 mit der Formation einer ersten
Improvisationsgruppe. 1979 zog er nach New York und erzielte einigen Erfolg mit seinen
ersten Performances in The Kitchen. Von 1982 bis 1989 lebte er in El Salvador und
widmete sich ausschließlich der Politik, ohne jede musikalische Aktivität. Nach seiner
Rückkehr nahm er seine frühere Zusammenarbeit mit Fred Frith wieder auf, und seit 1999
arbeitet er ausschließlich mit Samples, die er mit selbst geschriebener Software verarbeitet.
Bob Ostertag ist Professor an der University of California in Davis, Kalifornien.
bobostertag.com
16 Thomas Köner, Swimming in a Pool of Sounds, Concert for Gongs, Contact Microphones, and Live-Electronics, 24.02.1995
Bei dem Konzert Swimming in a Pool of Sounds wurden zwei große Gongs eingesetzt; Roland
Kentrup und Roland Spekle spielten auf ihnen mit Bogen und Stöcken, wobei sie sanfte, lang
anhaltende Töne produzierten. Diese wurden von Kontaktmikrofonen aufgenommen und durch
zahlreiche Filter sowie Computermanipulationen geschickt, die vom Komponisten live
kontrolliert wurden. Das Stück, aus dem der hier wiedergegebene Ausschnitt stammt,
war mehr als vierzig Minuten lang.
Thomas Köner (*1965 in Bochum) studierte elektronische Komposition in den CEM-Studios
in Arnheim und bis 1992 Komposition am Dortmunder Musikkonservatorium. Er arbeitete
als Avid Operator in verschiedenen Tonstudios, bis er sich 1995 als freischaffender Klangkünstler
und Fotograf niederließ. Seither hat er zahlreiche Konzerte gegeben und Auftragskompositionen und
Multimediainstallationen geschaffen.
www.koener.de
17 Petr Kotik, Cheap Imitation [John Cage, 1982], 24.03.1984
Das Konzert Cheap Imitation bestand aus der Aufführung von drei großen Kompositionen für
Soloflöte von Jon Gibson, John Cage und Petr Kotik selbst. Alle Partien sind von Kotik für
die eigene Interpretation verändert und vorbereitet worden. Während des Konzerts spielte er
von einer langen Leiste mit Notenblättern auf Ständern. Hier wird ein Stück der Komposition
von John Cage wiedergegeben, das insgesamt etwa 29 Minuten dauerte.
Petr Kotik (*1942 in Prag) wurde als Musiker in Prag und Wien ausgebildet. Nach 1961
gründete er verschiedene Ensembles und Orchester, darunter das S.E.M. Ensemble in New York.
Als Komponist machte sich Petr Kotik vor allem dadurch einen Namen, die Lyrik von Gertrude Stein
vertont zu haben. Nach Soloauftritten und Auftritten mit Kammerensembles gab Kotik ab 1992
große Konzerte, oft in Zusammenarbeit mit Komponisten wie Alvin Lucier oder Phill Niblock.
www.pkotik.com
18 David Moss with Axel Otto and Frank Schulte, The Day We Forgot, concert for instruments, voices and electronics, 13.12.1991
Das Konzert mit dem Titel The Day We Forgot bestand aus einem Set von zehn teilweise improvisierten
Stücken. David Moss spielte Schlagzeug und Perkussion und nutzte zudem seine Stimme; Frank
Schulte verwendete Sampler, Synthesizer, Tonbänder und Schallplatten sowie seine Stimme,
und Axel Otto setzte Perkussionsinstrumente, Zither, Posaune, Spielzeuge und Stimme ein.
Die meisten Kompositionen von David Moss lassen breiten Raum für Improvisationen,
insbesondere für seine Stimme und sein außergewöhnliches, selbst entwickeltes Schlagwerk.
David Moss (*1949 in New York) hat Schlagzeug, russische Geschichte und Komposition bei
Bill Dixon am Bennington College, Vermont, studiert. Seit Mitte der 1970er-Jahre tritt er
als außergewöhnlicher Vokalist und Schlagzeuger auf; seit den 1990er-Jahren arbeitet er
mit zahlreichen Komponisten, darunter Heiner Goebbels, zusammen und beschäftigt sich
mit Werken für Theater und Oper. Im Jahr 2001 spielte er den Prinzen Orlofsky in Die
Fledermaus von Johann Strauss bei den Salzburger Festspielen.
www.davidmossmusic.com
19 Ron Kuivila, Loose Canon, Concert for Computer and Synthesizer, 20.05.1989
Mitten in seiner Installation Spark Harp [Funkenharfe], die aus Starkstromleitungen und
Kontaktmikrofonen bestand und gelegentliche Funkenflüge produzierte, die zu hörbaren Frequenzen
verstärkt wurden, spielte Ron Kuivila drei seiner Kompositionen für Computer und Synthesizer.
Auf der vorliegenden CD ist das zweite Stück des Abends zu hören.
Ron Kuivila (*1955 in Boston, Massachusetts) studierte bei Alvin Lucier am Wesleyan College,
Connecticut, und graduierte sowohl in Musik als auch in Mathematik. Mit einer Gruppe von
Musikern schrieb er die Software Formula, die von zahlreichen Komponisten, unter anderem
von David Behrman, benutzt wird. Ron Kuivila unterrichtet Komposition am Wesleyan College
und hat weltweit zahlreiche Ausstellungen und Installationen realisiert.
20 Phill Niblock with James Fulkerson, Concert for electronisc, film, video and trombone, 05.04.1991
Phill Niblock komponiert dröhnende Ambient-Klänge, die durch auf der Tonleiter nahe
beieinanderliegende Töne und deren Obertöne im Dopplereffekt generiert werden. Mit
diesen Sounds begleitet er seine dokumentarischen Filme und Videos. Bei der Vorführung
eines Films aus Japan und eines Videos aus Sumatra - beide aus der Serie Bewegungen
arbeitender Menschen - wurden diese Klänge durch das Posaunenspiel von James Fulkerson
erweitert. Er wanderte beim Spielen durch das Apollohuis und erzeugte so eine weitere
Lage von Obertönen und räumlichen Effekten.
Phill Niblock (*1933 in Anderson, Indiana) ist ausgebildeter Fotograf und Filmemacher und
hat von 1971 bis 1998 am Staten Island College in New York Film unterrichtet. Als Musiker
ist er Autodidakt. Niblock interessierte sich jedoch bereits früh für Jazz und begann er
1968 mit eigenen Kompositionen; im selben Jahr war er einer der Gründer der Experimental
Intermedia Foundation (EIF), die er seit 1985 leitet. Neben The Kitchen ist die EIF wohl
zur wichtigsten Förderin Neuer Musik in New York geworden. Seit 1993 hat EIF eine
Niederlassung in Gent in Belgien. Bis heute präsentiert Phill Niblock weltweit auf
intermedialen Konzerten seine Filme und Videos mit - inzwischen computergenerierter -
Musik, die von Live-Musikern unterstützt wird.
www.phillniblock.com
21 Arnold Dreyblatt And HIs European Orchestra of the Excited Strings, Propellers in Love, Concert, 31.05.1986
Das Orchester Arnold Dreyblatts bestand in den 1980er-Jahren aus modifizierten
Instrumenten, die die Erzeugung von Obertönen und verschiedenen Klangeffekten ermöglichten.
Bei dem hier präsentierten Konzert waren fünf Musiker anwesend: Arnold Dreyblatt und Dirk
Lebahn an bearbeiteten Kontrabässen, Wolfgang Glum an Perkussionsinstrumenten, Jan T.
Schade an einem bearbeiteten Miniaturpiano und Wolfgang Mettler an einer veränderten
Geige. Das hier wiedergegebene Stück ist ein Ausschnitt aus dem letzten der drei
langen Stücke, die an diesem Abend gespielt wurden.
Arnold Dreyblatt (*1953 in New York) studierte Komposition am Wesleyan College, Connecticut,
bei Alvin Lucier und Medienkunst an der Buffalo State University bei Paul Sharits. Seit
1984 arbeitet er in Berlin als Mulitmedia- und Performancekünstler. Von 1996 bis 1999
war er Professor für Medienkunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken,
seit 2009 unterrichtet er Medienkunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
www.dreyblatt.de
22 David Dramm with Ann La Berge, Bolero, Concert for Electric Guitar, Flute, and Electronics, 25.01.1992
Mit seiner Frau, der Flötistin Ann La Berge, spielte David Dramm bei diesem Konzert
einige seiner Crossover-Stücke, die sich zwischen allen populären Musikstilen bewegen
und lange Passagen eigener Improvisationen enthalten. Neben seiner eigenen und am
besten bekannten Komposition Bad Day Fishing präsentierten Dramm und La Berge sieben
kurze Musikstücke. Der hier wiedergegebene Bolero basiert auf mexikanischen und kubanischen
Rhythmen mit einem geraden Takt, der gut in Rock-Rhythmen überführt werden kann.
David Dramm (*1961 in Illinois) zog 1989 nach Amsterdam, nachdem er bei Robert Erickson
und an der Yale University Musik studiert hatte. Neben der Aufführung seiner eigenen
"ikonoklastischen" Musik arrangiert David Dramm Stücke für einige Popmusiker wie John
Cale, Low und Junke XL.
www.daviddramm.com
Ann LaBerge (*1955 in Palo Alto, Kalifornien) war von 1989 bis 1998 Professorin für Flöte an
den Musikhochschulen von Hilversum und Amsterdam.
www.annelaberge.nl
23 The Michael Gordon Philharmonic, Erlkönig [Franz Schubert, 1815], Concert for Violin, Viola, Guitar, Bass, Clarinet, Percussion, Keyboard, and Voice, 21.06.1989
Die Michael Gordon Philharmonic ist ein loser Zusammenschluss von Musikern, die
zu verschiedenen Anlässen miteinander spielen und improvisieren. An jenem Abend,
an dem der hier präsentierte Ausschnitt aufgenommen wurde, bestand die Gruppe aus
Ted Kuhn, John Lad, Steve Mackey, Tim Smith, Michael Pugliese und Michael Gordon
selbst. Das Konzert umfasste Kompositionen, die von Gordon und anderen stammten,
darunter einige alte Arbeiterlieder, Teile von Gordons Oper Van Gogh Video Opera
und auch die hier wiedergegebene Improvisation über Franz Schuberts Vertonung von
Johann Wolfgang von Goethes Gedicht Der Erlkönig.
Michael Gordon (*1956 in Florida) wuchs in Nicaragua und Miami Beach auf, studierte
Komposition bei Martin Bresnick an der Yale University und erhielt erste Anerkennung
als Musiker in New Yorker Underground-Bands der 1980er-Jahre. Er gründete eine
Reihe von Festivals und arbeitete an vielen Theaterprojekten mit. Seit den frühen
1990er-Jahren schließen seine Performances multimediale Aspekte wie Film und Video
ein und zeichnen sich durch eine immer größere Komplexität aus.
www.michaelgordonmusic.com
Hören Sie Mitschnitte aus dem vielfältigen Konzertbetrieb im ZKM-Kubus sowie künstlerische Eigenproduktionen des ZKM | Institut für Musik und Akustik.