ZKM | Musik aktuell
April/Mai 2015
Die CD-Reihe Edition ZKM wird von WERGO in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Institut für Musik und Akustik
herausgegebenen. Die in dieser Reihe vorgestellten Werke sind im ZKM komponiert oder zumindest dort
realisiert worden. Mit der Edition ZKM wird die Arbeit des Instituts für Musik und Akustik dokumentiert,
sie ist aber auch ein Statement ästhetischen oder technischen Ursprungs.
Slot 1:
Johannes Goebel: Après les Grand Tours / Ludger Brümmer: Ambre, Lilac / Ramón Gonzáles-Arroyo:
De l'Infinito Universo et Mondi / Georg Bönn: fallout
Edition ZKM 1 / WER 20512 / Erscheinungsjahr: 1997 / 58:55
Die erste CD der Reihe zeigt vier klassische Herangehensweisen in der elektro-aktustischen Musik:
reine Klangsynthese - das gesprochene Wort als Klangquelle - Synthese, gewonnen aus konkreten Klängen -
Samplertechnologie.
In seinem Werk "Après les Grands Tours" verwendet Johannes Goebel Schritte, einen Glockenschlag und ein
Zitat aus Tacitus' "Germania" als akustische Erinnerungsstücke jender Grands Tours, die den nord-südlichen
Austausch über die Alpen Jahrtausende bestimmten. Ein Ausschnitt aus einem indischen Raga mit Sitar und Tambura ist das Ausgangsmaterial für neue Klangwelten
in Ludger Brümmers "Ambre, Lilac". Im Mittelpunkt von Ramon Gonzáles Komposition steht die Balance zwischen Klangreichtum und Transparenz,
während Georg Bönn in "fallout" alle Klänge von dem gesprochenen Wort "Hiroshima" ableitet.
Martin Daske: Der Stein
Edition ZKM 2 / WER 20522 / Erscheinungsjahr: 1997 / 54:03
Die zweite CD der Reihe (1997) präsentiert das Hörspiel "Der Stein" (1991) von Martin Daske. Bernhard Wicki
(Erzähler) auf der lebenslangen Suche nach dem Stein: Es könnte der "Stein der Weisen" sein, nach dem der
Erzähler sucht. Doch diese Lösung liegt allzu nahe. Fest steht zunächst nur, dass den alten Mann die Suche
nach dem stein sein Leben lang beschäftigt, erfreut und beunruhigt hat. Berlin, Paris, London, Wien, Rom und
Lissabon sind die Stationen seiner wohl vergeblichen Suche. Es scheint, als könne er den Stein nur finden,
wenn er an unerwarteter Stelle über ihn stolperte, und doch treibt ihn die trügerische Hoffnung, die
Bewegungen des Steins seien schließlich berechenbar.
Die Reisen werden von Stein- und Stadtmusiken sowie menschlichen Stimmen in verschiedenen europäischen
Sprachen begleitet. Als Partiturbruchstücke dienten dem Komponisten und Regisseur Martin Daske Ausschnitte
aus Stadtplänen.
Slot 2:
Franz Martin Olbrisch: FM o99.5 - A Sound Space Project
Edition ZKM 4 / WER 20542 / Erscheinungsjahr: 1997 / 62:40
Als 48-stündiges durchkomponiertes Radioprogramm wurde "FM o99.5" von
Franz Martin Olbrisch während der
Festivaltage 1993 im Raum Donaueschingen auf der Frequenz FM 99,5
ausgestrahlt. Olbrisch verwandte das
Archiv der Aufnahmen von den Donaueschinger Musiktagen als Steinbruch.
Mit Hilfe von Algorithmen oder
anhand von traditionellen musikalischen Formschemata, die als
Organisationsvorlagen dienten, schuf
Olbrisch aus den mehr als 2000 Miniaturausschnitten eine Art "musique
concrète" der neuen Musik.
Seit 1994 hat Olbrisch einzelne Teile von "FM o99.5" für konzertante
Lautsprecheraufführungen
überarbeitet, es begann für ihn ein Prozess von Nach- und
Neuproduktionen, der bis
heute nicht abgeschlossen ist. Die Auswahl der drei Stücke für diese CD
ziehen die Hörer in ein
komponiertes Klanggedächtnis der Musikwelt von Donaueschingen.
Wolfgang Rihm: Etude d´après Séraphin
Edition ZKM 5 / WER 20552 / Erscheinungsjahr: 1998 / 45:31
Die Lektüre der Theaterschriften Antonin Artauds hat den Komponisten
Wolfgang Rihm nachhaltig beeinflusst; für die
Stücke seines "Sèraphin"-Zyklus sind sie gedankliche Vorstellungswelt
und sinnlicher Bezugspunkt: "Das 'Sèraphin'-Schattentheater
hat eine Werkreihe in Bewegung gesetzt, die das Vorige als Abschein
bewahrt, das Gegenwärtige als Eindruck und Spur setzt, sowie
das Kommende als Projektion ahnbar werden lässt. Die Kompositionen
entstehen wie Zeit-Gesteinsschichten. Sie ermöglichen
unterschiedliche Formen des szenischen Nähertretens und Entfernens;
Anwesenheit/Abwesenheit des Bildes, der Bewegung, des
gestalteten sichtbaren Raumes ... Der Klang ist auf der Flucht. Dabei
konkretisiert sich vielleicht Artauds Text. Oder im Schweigen:
indem es LAUT wird."
In "d´après Séraphin" hat Wolfgang Rihm das erste Mal intensiv mit
digitaler Elektronik komponiert. Klänge aus
älteren "Sèraphin"-Stücken sind bis an die Grenze ihrer Kenntlichkeit
digital verändert und neu als Tonbandschicht
collagiert; als Schicht der Erinnerung, auch an quasi
vor-zivilisatorische Klangbereiche, ist sie mit der Komposition für elf
live spielende Instrumentalisten verbunden.
Hören Sie Mitschnitte aus dem vielfältigen Konzertbetrieb im ZKM-Kubus sowie künstlerische Eigenproduktionen des ZKM | Institut für Musik und Akustik.