„Radio Danièle“ - 74stündige Sondersendung
Programm vom 20.8.10, 00:00 Uhr - 23.8.10, 08:00 Uhr
In Kooperation mit der Kunsthalle Baden-Baden startet Freitag Nacht, 20.8.2010, um 00:00 Uhr ein interessantes Experiment im WebRadio. Es handelt sich um eine 74stündige Sondersendung mit dem
Titel „Radio Danièle“ des amerikanischen Künstlers Christopher Williams.
Radio Danièle ist ein Radioprojekt, das Christopher Williams gemeinsam mit seinem Freund John Kelsey, einem Künstler und Kritiker, ins Leben gerufen hat. Die radiophone künstlerische
Arbeit begann 2006 in Bologna, wo Williams eine Ausstellung vorbereitete. Der Name Radio Danièle bezieht sich zum einen auf Radio Alice, das in Bologna in den 1970er Jahren bedeutend war und auf
die französische Filmemacherin Danièle Huillet, die 2006 verstorben ist. So ist der Name auch als Reminiszenz sowohl an den Sender als auch an die Regisseurin gedacht.
Die 74 Stunden Material werden parallel zur Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden von zwei Radiosendern ausgestrahlt. Williams hat Freunde und Bekannte gefragt etwas beizutragen.
Es sind Musikstücke sowie Vorträge zu hören, z.B. von Thurston More (Sonic Youth) oder dem Künstler Dan Graham. Petra Hollenbach hat selbst gemachte Werbespots von
Audiokassetten aus der Teenagerzeit ausgesucht.
Die jeweiligen Beiträge sind mit Nummern gekennzeichnet die im Radioticker angezeigt werden.
Radio Danièle wird außerdem in Blöcken zu zwei Stunden ausgestrahlt von Radio Echo, FM 88,4 MHZ (ab 11.August 2.05-4.05 Uhr nachts).
Das Radioprojekt begleitet die Ausstellung von Christopher Williams in der Staatlichen Kunsthalle Baden- Baden mit dem Titel:
„For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle (Revision11)“
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden präsentiert im Sommer 2010 eine Ausstellung des amerikanischen Künstlers Christopher Williams (geboren 1956 in Los Angeles). Die Ausstellung
ist die Fortsetzung des 2005 begonnenen Projektes „For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle“ und ist die zehnte Revision der Ausstellung.
Williams, Absolvent des berühmten California Institute of the Arts (CalArt), studierte bei John Baldessari und Douglas Huebler und ist heute Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.
Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen konzeptuellen Kunst. In seinen Arbeiten steht das konzeptuelle Gerüst der Studiofotografien im deutlichen Gegensatz
zu deren formaler Umsetzung. Denn im Unterschied zu den Vertretern der ersten Generation von Konzeptkünstlern ist es bei Williams nicht nur die künstlerische Idee, die ein Kunstwerk
konstituiert. Er legt sowohl großen Wert auf die bildnerische Qualität seiner Arbeiten als auch auf die technische Präzision bei der Inszenierung und Umsetzung seiner Bilder. Wie
für viele andere Künstler seiner Generation ist für Christopher Williams die Frage nach der Bedeutung des Bildes in unserer von Medien geprägten Gesellschaft von zentralem
Interesse. In welcher Weise diese ästhetischen Konventionen und deren Vermittlung auf unser Verständnis von Realität wirken, untersucht er in Installationen, Performances und Videos,
vor allem aber in Fotografien. Seit Ende der 1980er-Jahre greift Williams zumeist auf bereits bestehende Bilder oder Motive zurück und nimmt Anleihen aus Kultur, Werbung oder Film –
bevorzugt aus zurückliegenden Dekaden. Williams wählt seine Motive selbst aus. Diesem subjektiven Akt der Bildfindung folgt jedoch durch das Abtreten der Autorschaft an professionelle
Werbeoder Modefotografen dann der Versuch, ein möglichst objektives Bild zu schaffen. Sachlich distanziert und vor einem neutralen Hintergrund im Bild isoliert, werden diese Aufnahmen von
Tieren, Pflanzen, Industrieprodukten, aber auch modernistischen Architekturen und Menschen bei größter Arkribie umgesetzt. Im Gegensatz jedoch zu der technisch wie ästhetisch auf
Perfektion zielenden Werbefotografie sind sie oft mit kleinen, kaum wahrnehmbaren Makeln oder Störmomenten behaftet. Der Künstler wird zum Regisseur, er inszeniert die Bilder und lässt
sie dann in teilweise kaum mehr gebräuchlichen Verfahren wie dem Silbergelatine- oder Dye-Transfer-Print abziehen. Ein wichtiger Bestandteil des Werkes sind bei Christopher Williams auch immer
die Titel. Diese bestehen zumeist aus einer pedantisch anmutenden Auflistung, die alle Informationen über den abgebildeten Gegenstand enthält und nur teilweise dechiffriert werden kann:
Angaben zum fotografierten Objekt, der Name des Fotostudios, Datum, Material und Prozess. Der Name des ausführenden Fotografen bleibt dagegen meist im Dunkeln. So ist der Ausstellungsbesucher
stets gefangen zwischen dem Betrachten „schöner“ Fotografie und den Betrachtungen eines Künstlers über Fotografie: eine reflektierte Gratwanderung zwischen Historie und
Zukunft dieses Mediums ohne jede Nostalgie.
Programm der Kunsthalle Baden-Baden zur Ausstellung.